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Siebente Abtheilung.
Von der Vbjibamiyucht.
Der Landmann gewinnt sein Gemüse größtentheils im Felde und wird
sich auf den Anbau der feineren Küchengewächse, die viel Dünger und
Pflege bedürfen, wenig einlassen; allein die Obstbaumzucht kann er als
ein angenehmes und belohnendes Nebengeschäft betreiben. Einige Kreise
Schlesiens besitzen ansehnliche Obstpflanzungen, doch entbehren derselben
noch die meisten, und in mehreren geschieht, aller Aufmunterungen unge¬
achtet, für den Obstbau fast nichts. Unwissenheit und Vorurtheile mögen
wohl die Hauptursachen sein, daß noch an so vielen Orten die bei den Häu¬
sern befindlichen Grasplätze nicht in Obstgärten verwandelt sind, und daß
manan Wegen, Rainen und Wiesen lieber verkrüppelte Weiden und Dorn¬
sträucher, als Fruchtbäume wachsen läßt. Man bringt dort zur Entschuldi¬
gung vor, die meisten Versuche seien fehlgeschlagen, indem die Bäume in
kurzem zu Grunde gingen oder nur kümmerlich fortkamen, da bald der
kalte Himmelsstrich, bald der schlechte Boden ihrem Gedeihen hinderlich seien.
Andere Ursachen des Mißlingens fand man selten. Konnten aber die krän¬
kelnden Bäume nicht aus einer Baumschule sein, wo man sie durch Künste¬
leien schnell groß getrieben hatte? Wurden sie auch unbeschädigt herausge¬
nommen, gut eingesetzt, und hatte man das Erdreich zu ihrer Aufnahme
gehörig vorbereitet? Unser Himmelsstrich ist doch bei weitem milder als
der von Schweden, wo noch Fruchtbäume gedeihen. In dem rauheren Ober¬
schlesien findet man sa treffliche Aepfelbäume um den Annabcrg herum.
Man untersuche ferner den Boden mancher Hügel um Trebnitz, wo die herr-
’ lichsten Kirschbäume stehen, und man wird finden, daß er meist Lehm und
Sand enthält. Gemeiniglich wird auch angeführt, man müsse zu lange Zeit
auf die Vortheile einer Baumpflanzung warten. Es ist wohl wahr, daß
mehrere Jahre hingehen, ehe der Ertrag von einiger Bedeutung wird;
allein wenn vor 10 bis 12 Jahren gepflanzt worden wäre, welchen Gewinn
hätte man schon jetzt! Wer nicht zu säen beginnt, wie will der zu ernten
hoffen? Und soll man denn nicht auch für die Nachkommen sorgen? Es
wird ferner behauptet, Obstbäume an Feldern, Wiesen und Straßen schade¬
ten mehr, als sie nützten, da sie weder Getreide noch Gras aufkommen lie¬
ßen. Dies ist jedoch durchaus falsch und gegen alle Erfahrung. Wer Sach¬
sen, Würtemberg und Baden kennt, wird vom Gegentheil überzeugt sein.
Freilich darf man an solchen Standorten die Bäume nicht zu dicht an einan¬
der pflanzen, sondern muß ihnen bedeutende Zwischenräume geben, damit der
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