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Von der Obstbaumzucht.
Schatten wandelbar werde und die Sonne auf das Erdreich wirken könne.
An Weideplätzen wächst dadurch das Gras üppiger, weil die Feuchtigkeit des
Bodens mehr erhalten wird; auch finden Hirt und Heerde Schutz gegen die
brennenden Sonnenstrahlen; nur müssen die Bäume vor Verletzung durch
das Vieh geschützt werden. — Der Nutzen, den die Obstbaumzucht dem
Landwirthe gewährt, ist bedeutend. Er erhält am Obste für seine Haus¬
haltung eine gesunde und angenehme Speise. Er kann es frisch oder getrock¬
net verkaufen und daraus in manchen Jahren mehr als aus dem Getreide
lösen. Welchen Ersatz hat schon oft das wohlgcrathcne Obst beim Mi߬
wachse der Feldfrüchte geliefert! Sollte also diesen Segen des Himmels,
welcher sich durch gehörige Behandlung und Pflege der Bäume leicht erwer¬
ben läßt, der auf sein eigenes Wohl bedachte Landmann verschmähen? Gewiß
nicht! Er darf es nur ernstlich wollen, Hand an das Werk legen, und es
wird gelingen.
Die Samenschule. Zur Aussaat eignen sich die Kerne der feinen
Obstarten nicht; die daraus gezogenen Pflanzen treiben zwar schnell, setzen
aber nur schwammiges Holz an, welches von strenger Kälte leicht angegriffen
wird und das Kränkeln und Absterben des Baumes zur Folge hat. Daher
sammle man Kerne von wilden Aepfeln, Birnen und Kirschen; denn nur
aus solchen erwächst ein dauerhafter, gesunder Stamm, der, nachdem er
veredelt worden, reichliche Früchte trägt. Doch auch hier verfährt man mit
Umsicht und nimmt lieber die Kerne des süßen, als des sauren Holzapfels,
desgleichen die der bessern Holzbirnen. Aus den Zwetschen, gelben Pflaumen
und Vogelkirschen entstehen ebenfalls kräftige Wildlinge.
Zur Aufnahme des Samens richtet man einige Beete in gutem unge-
düngten Boden an einer freien Stelle des Gartens zu, zieht einen Zoll tiefe
und einen Fuß abstehende Rinnen, streut in selbige die Kerne etwa einen
Zoll auseinander und deckt Erde darüber. Die im Herbst gelegten Samen
kommen das nächste Frühjahr zum Vorschein. Während der beiden ersten
Jahre ist mit den jungen Pflanzen nichts anderes zu thun, als sie bei trocke¬
nem Wetter zuweilen des Abends zu begießen, das Ungeziefer zu vertreiben,
die Erde um sie aufzulockern und das Unkraut auszujäten.
Die Baumschule. Im Oktober des zweiten Jahres bereitet man
durch sorgfältiges, wo möglich zwei Fuß tiefes Umgraben ein Stück Land,
das einen guten Mittelboden, Sonne und freie Luft hat, zur Aufnahme der
Wildlinge für den folgenden Frühling. Die Bäumchen werden dann behut¬
sam ausgchoben, ihre Pfahlwurzeln etwas abgestutzt, wie auch vom Stämm-
chcn die überflüssigen Zweige ganz, die andern bis auf 3 oder 4 Augen an
jedem verschnitten. Nun zieht man mittelst der Gartenschnur auf den Beeten
gerade, einen Fuß breite und eben so tiefe Gräben, setzt die Pflänzlinge zwei
Fuß von einander, nicht viel tiefer, als sie bisher gestanden hatten, hinein,
steckt einen Pfahl daneben und schaufelt die Erde über die Wurzeln. Nach¬
her werden die Wildlinge mit Wasser eingeschlemmt, das heißt sehr stark
begossen, damit sich die Erde gut um die Wurzelfasern lege. Das Neinhalten