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gans fehlt, und wird nach der Tafel vom Grafen freundlich ent¬ 
lassen. 
36. Der Tempel zu dkordöe. 
An der Landstraße von Itzehoe nach Hamburg findet man 
rechts am Wege einen Hügel mit einem steinernen Obelist, .den 
man den Tempel zu Nordöe nennt. Auf diesem Hügel sollen 
früher Nymphen ihren Sitz gehabt haben, wie der Herr Statt¬ 
halter Heinrich Ranzau in seinem Buche verstchert. 
Bei ihm war einmal der König Friedrich der Zweite auf 
Breitenburg zum Besuch, und bei einer Ausflucht in die Umgegend 
fiel diesem besonders der schöne stattliche Thurm der Kremper 
Kirche in die Augen. Da rühmte sich der Statthalter, in einer 
Nacht eine eben so hohe Spitze errichten zu können. Der König 
ging eine Wette mit ihm ein und am nächsten Morgen führte ihn 
Ranzau nach dem Hügel von Nordoe, wo in der Nacht der 
Obelist errichtet war. Nachdem die Messung angestellt war, fand 
man wirklich, daß seine Spitze ssch noch über den Thurm erhebe, 
und der König mußte seine Wette mit einer Mühlengerechtigkeit 
bezahlen, die die Mühle in der Nähe bis auf diesen Tag genießt. 
Wem der Tempel zum ersten Male gezeigt wird, der muß 
dies Räthsel lösen: 
,,De Tempel to Nordöe 
Js Kremp neger, as Itzehoe." 
Wer nun weiß, daß Krempe anderthalb Stunden entfernt ist, 
Itzehoe aber nur eine halbe, sagt, der Spruch sei nicht richtig. 
Allein er denke nur ein wenig nach und er wird schon sehen, daß 
nichts Verkehrtes darin ist. 
Vom Schloß Breitenburrg nach dem Hügel soll ein unterir¬ 
discher Gang gehen. Bei einer Belagerung des Schlosses retirirte 
sich der Commandant des Schlosses dahin und ward in der Ver¬ 
wirrung nachher darin vergessen. Nach vielen, vielen Jahren ent¬ 
deckte man den Gang wieder, und fand den Mann in einer nach¬ 
denklichen Stellung mit der Feder in der Hand an einem Tische 
fitzen, ganz als wenn er noch lebte. Kaum aber berührte man 
ihn, so fiel er in Staub zusammen. 
Dr. H. Schröder.
	        
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