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Namen führen) sind fortwährend redende Gedächtnißtafeln der 
vertriebenen, längst entschlafenen dänischen Bevölkerung Schwan¬ 
kens. Natürlich wich im Laufe der Jahrhunderte mit dem Aus¬ 
sterben und Verdrängen der alten Bevölkerung auch die dänische 
Sprache an der Ostküste immer weiter nach Norden zurück, so 
daß schon seit mehreren Jahrhunderten die plattdeutsche Sprache 
die Volkssprache in der Landschaft Schwansen gewesen ist. Jen¬ 
seits der Schlei in der Landschaft Angeln ging es dagegen damit 
ungleich langsamer. Das hängt so zusammen: Waldemar der 
Sieger (v. Nr. 28) traf die unglückliche Bestimmung, daß nach 
seinem Tode sein ältester Sohn Erich ihm in der Regierung 
folgen, seine beiden jüngern Söhne aber als dessen Vasallen, 
Abel in Südjütland, Christopher in Laaland - Falster, 
regieren sollten, womit er den Grund zu 200jährigem blutigen 
Hader gelegt hatte, da die südjütschen Vasallen in der Folge im 
Bunde mit den holsteinischen Grafen fortwährend nach Unabhän¬ 
gigkeit vom Oberherrn, dem Könige, strebten. Als nach reichlich 
hundert Jahren der letzte Herzog Südjütlands aus dem Stamme 
Abels starb, ging gleichzeitig der zweite Sammler oder Schöpfer 
der vaterländischen Monarchie, Waldemar Atter dag heim 
zu den Vätern, und die sonst mit Recht hochgepriesene große 
Königin Margaretha verlängerte das blutige südjütsche Drama, 
durch die Verlehnung des Herzogthums an den holsteinischen 
Grafen Gerhard VI., abermals um 100 Jahre. Als endlich kurz 
nach der Thronbesteigung des Oldenburgischen Stammes der letzte 
Herzog Schleswigs aus der männlichen Linie des alten holsteini¬ 
schen Grafenhauses gestorben, und Schleswig wie auch Holstein 
dem Könige und der Krone Dänemarks wieder zugefallen waren, 
hatten die Könige und ihre Rathgeber die seit Jahrhunderten ge¬ 
predigte blutige Lehre der Geschichte vergessen, schon der zweite 
Oldenburger folgte der in Europa damals geltenden Mode — er 
theilte Schleswig mit seinem jüngeren Bruder, gab ein Stück 
von Holstein mit weg, und legte damit von Neuem den Grund 
zu 300jährigem, oft blutigen Zwist, dessen letzte Zuckungen wir 
erlebt haben, obwohl der König schon 1721 den treulosen Herzog 
aus Schleswig verjagte, und seinen holsteinischen Besitz 1773 er¬ 
warb. Darum ist Schleswig oben der Erisapfel des Vaterlandes 
genannt worden. Mit Waldemars des Siegers Tode beginnt
	        
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