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- 96* Stevnsklint. 
Die seeländischen Küsten bieten nirgends größere Merkwür¬ 
digkeiten, als zwischen Kjöge und der Prästöbucht, wo der Stevns- 
klint sich als eine niedrige Vormauer gegen die Ostsee erhebt. 
Hier sehen wir, wie die Kreide, die größtentheils die Grundlage 
unseres Vaterlandes bildet, unmittelbar über der Erdoberfläche 
hervortritt. Nähert man sich dem Klint landwärts, erstaunt man 
ebenso sehr über die Krcidemenge, als wenn mau seewärts an¬ 
kommt. Die Schornsteine und Wälle sind von Kreidesteinen auf¬ 
geführt; die Wege, mit Flintsteinen und Kreidebrocken gepflastert, 
ziehen sich wie weiße Linien durch die gesegneten Felder. Der 
Flintstein findet sich überall in Verbindung mit der Kreide; er be¬ 
steht aus Kieselerde, durch Versteinerung der niederen Thierklassen, 
deren Schalen die Kreide bildeten, entstanden. Hier bildet der 
Flint eigene Lagen, die in der weißen Kreide als graue Streifen 
erscheinen. Die ganze Höhe zeugt von der Macht des Meeres, 
die Stürme haben nach und nach die Klippe ausgehöhlt, das eine 
Stück ist darauf nach dem anderen in den Abgrund gestürzt und 
hat die obere Erdrinde mit hinab gerissen, wodurch am Fuß der 
Höhe ein Wirrwarr von Flint und Kreidebrocken, großen Stücken 
Lehmerde und Rasen angehäuft worden ist, und wie lange wird's 
noch währen, bis das Kirchlein droben auf der Spitze, Höierup 
genannt, auch niederstürzt? Die Sage erzählt, daß sie von einem 
Schiffer erbaut worden ist, der in Lebensgefahr auf dem empörten 
Meere Gott an diesem Orte eine Kirche zu erbauen gelobt hatte. 
Die weißen Gebeine stecken schon hin und wieder aus der Höhen¬ 
wand hervor, wenn das eine Stück des Kirchhofes nach dem 
andern herabrollt, und Jedermann ist auch überzeugt, daß die 
Kirche unfehlbar nachrutfchen wird, wenn die Sage nicht auch 
bestimmt wüßte, daß die Kirche in jeder Weihnachtsnacht einen 
Hahnenschritt weiter landeinwärts geschoben wird, weßhalb es mit 
dem Niederstürzen noch gute Weile hat. Nördlich von dem 
Prästoufer liegt der Hügel Farö mit seinen Kalkgruben, die einen 
großen Theil des Landes mit ihrer Ausbeute versehen. 
Nach Meinert.
	        
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