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„Heran, wer auf eigenen Heerd noch hält,
Heran und die Waffen ergriffen!
Auf Verrath Piken und Lanzen bestellt!
Gleich Schwerter und Säbel geschliffen!
Danieder, danieder links und rechts
Die hämischen Schänder des Völkerrechts."
So fang man 1807 in Altona. Wie leicht vergießt unser
Volk aber, wie nachgiebig ist sein Sinn. Engländer bauen jetzt
Straßen über das Land, englische Schiffer befahren unsere Ge¬
wässer mit ihren Dampfschiffen, begrüßen täglich unsere Häfen,
und es würde Unrecht sein, die jetzige englische Nation entgelten
zu lassen, was die vorige verbrochen hat (wie oft soll ich meinem
Bruder, der an mir sündigt vergeben?); cs würde unklug sein,
Vortheile auszuschlagen, die sie darbietet, allein ein lebendiges
Gefühl des Unrechts, welches die Väter von den Engländern er¬
dulden mußten, haben unsere Kinder als ein ehrwürdiges Ver-
mächtniß zu bewahren.
(Nach — ?)
Rv9. Die Bornholmer
Die Bornholmer sind Nachkommen zweier Völkerstämme.
Im Norden sehen wir große, starke, ernste und wortkarge Leute
mit breiten Schultern, breitem Gesicht, blauen Augen, blondem
Haar und einer starken Baßstimme. Die Bewohner im Süden
dagegen sind kleiner, freundlich und munter, mit braunen Augen
und schwarzem Haar; jene sollen den Dalekarliern in Schweden,
diese dagegen den Slaven an den südlichen Küsten der Ostsee
entstammen.. Die abgesonderte Lage der Insel hat hier, wie
nirgends im Vaterlande, es sei denn in Wendsyssel, wo wir eine
ähnliche Bevölkerung wie im Norden Bornholms antreffen, die
Bevölkerung auf eine selbstständige Entwickelung beschränkt. Ihre
Sprache ist die dänische, hat aber eine eigenthümlich singende
Aussprache und eigenthümliche Wendungen und Redensarten.
Der Bornholmer ist stolz auf sein Land und Volk und hat den
Ruhm, daß er in hohem Grade Willensstärke, Ausdauer und
Tüchtigkeit besitzt, durch alle Jahrhunderte hindurch zu behaupten
gewußt. Der Bauer ist nie Leibeigener gewesen, er hat selbst