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dünner, spitzer und leichter, als die der ersten 3 Kornartcn, meistens auch
dickschaliger. Ganz verschieden ist die Farbe und Größe der Körner der ver¬
schiedenen Arten; sie sind weiß, gelblich, grau oder braunschwarz.
Bei uns baut man den Hafer, so viel ich weiß, nur als Sommer-
frucht; doch soll der schwere englische Hafer auch als Wintersaat gebaut
werden können. Die Zeit der Aussaat ist sehr unbestimmt; sie reicht vom
März bis in den Mai, doch wird der meiste wohl im April gesäet. Er
keimt sehr schwer und entwickelt sich in der ersten Zeit sehr langsam, gut
nur bei sehr feuchtem Wetter. Wie bei allen Getreidearten vertrocknen die
Blätter bald nach der Blüthezcit; die Zeichen der Reise sind die gewöhn¬
lichen : gelbe Halme und harte Körner. Die Ernte geschieht Ende August
und Anfang September.
In der Bearbeitung des Landes zum Haferban, bei der Aussaat u. s. w.
finden große Verschiedenheiten Statt. Im Allgemeinen verlangt der Hafer
wenig Bearbeitung, ist zufrieden mit einem mäßigen Boden, kömmt selbst im
schlechten noch ziemlich fort/ und erfordert wenig Düngung. Er verträgt
Wärme und Kälte, auch starken Wechsel von beiden. Man läßt ihn oft als
zweite Frucht auf Weizen oder Roggen folgen, besonders da, wo man nicht
Gerste bauen kann ; in gutem Lande sogar als dritte Frucht auf Weizen
und Gerste.
Beim Dreschen trennen sich die Körner schwer vom Stroh; um dies
zu erleichtern, läßt man ihn zwischen Mähen und Einfahren stark bethanen
oder gar beregnen und drischt ihn am liebsten bei starkem Froste.
Das kurze, platte Haferstroh wird allein als Streu, mit den Körnern
als Winterfutter für Rindvieh und Schafe gebraucht, Hafcrgarben-Häckcr-
ling, plattdeutsch Habergarben-Hackels. Die Fruchtkörner, zur Hälfte mit
Häckerling vermischt, sind das gewöhnlichste Pserdcfutter; in feuchtes Futter
gemengt, bekömmt sie auch das Rindvieh, trocken die Gänse, Enten und
Hühner. Um den Hafer als grünes Futter zu benutzen, säet man ihn auf
fettem Boden und mäht ihn 3—5 Mal.
In Mühlen werden die Körner von den Spelzen befreit und zu
Grütze gemacht. Hafergrütze zu Wellingen verkocht ist eine beliebte Krankcn-
speise. —
Haferbrot backt und ißt man nur in rauhen und ärmlichen Gegenden,
z. B. Norwegen und Schottland.
51. Einige andere Gräser.
Schon der Anfänger in der Pflanzenkunde weiß, daß eine umsaffende
Kenntniß der Graser äußerst schwierig \u erlangen ist, indem die Bestimmung
der circa 2000 vorhandenen Arten selbst für das geübte Auge eines wirk¬
lichen Botanikers keine leichte Aufgabe ist. Gleichwohl sind die Gräser die
wichtigsten aller Pflanzen, denn mit ihrem Anbau hängt der Wohlstand und
die Cultur der Völker, wenigstens auf unserer nördlichen Erdhälfte auf's
Innigste zusammen. Sic sind die Grundbedingung des Ackerbaues und der
Viehzucht, denn sie geben den meisten der gezähmten Thiere 5as Hauptfutter
und liefern überdies Millionen von Mensche» das tägliche und hauptsächlichste
Nahrungsmittel. Die letzter» als Getreide auf Feldern gebauten Gräser
nennt man bekanntlich Cerealien; bei ihren: Anbau besteht die Aufgabe darin,