Full text: Theoretisch-praktisches Handbuch für den Anschauungsunterricht

83. Die Waldanemone, das Windröschen (^nemono 
N6M0r089^ L.). 
In den Monaten April und Mai findet man in lichten Wäldern oft 
ganze Strecken, Vie von einem 6—8 Zoll hohen Blümchen wie beschneit sind, 
rS ist das Windröschen. Der Wurzelkörper dieser Psianze besieht auS 
mehrern walzenförmigen, fast wagerecht liegenden Knollen, welche reich mit 
Zasern versehen sind. Der Stengel ist einfach und endet mit einer einzigen 
Blume. Am Grunde des Stengels erscheinen mehrere Blätter (Wurzel- 
blätter), diese sind langgestielt, 3—özählig, die Theile wieder 2—3spaltig. 
Am Ende des eigentlichen Stengels, da wo der Blüthenstiel seinen Anfang 
nimmt, stehen um jenen herum 3 Blätter, welche kleiner als die Wurzeibätter, 
diesen ähnlich sind (Hüllblättchen). Der weiße, oft roscnrothe Kelch ist 
5- und mehrblätterig und bald abfallend. Die Krone fehlt. Die Zahl der 
Staubgefäße ist unbestimmt (20—30 -50). Sie stehen wie die zahlreichen 
Stempel auf einem kleinen Blüthenboden, welcher später der Träger der 
länglichen, weichhaarigen, mit kurzem Griffel gekrönten Fruchte wird. Diese 
Pflanze gehört zu den giftigen Gewächsen. Die frischen Blätter enthalten 
einen scharfen brennenden Saft, welcher auf der Haut Blasen zieht und aus 
diesem Grunde als gutes Ersatzmittel für spanische Fliegen empfohlen worden 
ist. Vom Vieh wird die Pflanze nicht gern gefressen, geschieht es dennoch, 
so sind Entzündung der Eingeweide, Blutharnen die Folge. Die Pflanze 
wächs't, wie erwähnt, in Wäldern, aber auch im Gebüsch, überhaupt in 
solchem Boden, der an verwerten Psianzenthei'len reich ist (Humusboden), 
wo sie wächs't, da findet man eine gute Erde für Blumentöpfe. 
84. Das wohlriechende Veilchen (Viola odorata). *) 
Veilchen kennt ohne Zweifel jedes Kind, wenn auch nicht grade dieses 
wohlriechende Veilchen, von dem ein Dichter sagt: 
Dem kleinen Veilchen gleich, 
das im Verborgnen blüht, 
sei immer fromm und gut, 
auch wenn dich Niemand sieht. 
Bekannter ist das auf sonnigen Aeckern als Unkraut wuchernde drei¬ 
farbige Veilchen, auf welches sich aber der Vers nicht bezieht, da es ge¬ 
ruchlos ist. 
Das wohlriechende Veilchen wächs't unter Gras und Kräutern ver¬ 
steckt in feuchtem Boden an Wiesen und ans Gräben und Wällen. Es treibt 
aus seiner Wurzel kriechende Ausläufer, welche leicht wieder Wurzeln und 
neue Pflanzen bilden. 
Die auf runden Stielen stehenden Blätter sind breit-herzförmig und 
am Rande kerbzähnig. 
Der Blumenstiel ist schwach und tragt nur eine Blume von dunkelviolett¬ 
blauer, auch weißer Farbe; er hat oft 2 Blattansätze. In dem 5blätterigen 
Kelche sitzt die starkbustende Blumenkronc, die ebenfalls aus 5, aber ver¬ 
schieden geformten und ungleich großen Blumenblättern besteht. (Man nennt 
eine solche Blumcnkrone unregelmäßig, wohingegen die Kronen der Dotter- 
‘) Bumcnlese, dir. 100.
	        
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