Full text: Theoretisch-praktisches Handbuch für den Anschauungsunterricht

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sein. Die Hülle einer Kapsel ist trockenhäutig, birgt in der Regel viele 
Samen und springt gewöhnlich während der Reife auf; auch ist sie meistens 
in mehrere Fächer getheilt. (Die Form der Kapsel ist gewöhnlich rundlich 
oder walzenförmig, selbst kegelförmig. Beispiele von Kapselfrüchten geben 
die Gartennelken, das Bilsenkraut, der Stechapfel, die Königskerze u. s. w.) 
Hier ist eine Frucht, welche auf einer Kohlpflanze zur Reife gelangte. 
Diese Frucht bat zwei Fächer, welche durch eine dünne papierartige Haut von 
einander getrennt sind. Nach außen hin bildet diese Querwand zwei Nähte, 
an welchen die Fächer aufspringen. Eine solche Frucht heißt eine Schote. 
Die Frucht des Hirtentäschelchens ist auch eine Schote, aber diese ist sehr 
kurz, fast ebenso breit als lang. Ist die Schote im Verhältniß zu ihrer 
Dicke sehr kurz, so heißt sie ein Schötchen. 
Nun betrachtet die Frucht einer Bohnenpflanze. Wie werdet ihr sie 
nennen? Eine Schote? Hat sie aber eine Querwand (Scheidewand)? Sie 
ist keine Schote! Merkt! Wenn die Frucht, wie eine Schote, zwei Klappen 
hat, in zwei Nähten aufspringt, aber keine Längsscheidewand hat, so nennen 
wir sie eine Hülse. Hülsen tragen auch die Erbsen, Wicken, Linsen, 
Akazien u. s. w. 
Was eine Nuß ist, wißt ihr bereits. Viel Aehnlichkeit mit einer Nuß 
hat unstreitig ein Pflaumenstein. Der Pflaumenstein ist aber nicht einmal 
eine Frucht, und kann daher auch keine Nuß sein. Der Pflaumenstein war 
noch von einer andern Schicht, dem Fleische, umgeben und erst mit diesem 
zusammen bildete der Stein eine Furcht; wir nennen sie die Pflaume. Auch 
die Kirsche ist eine solche Frucht. Die äußere Hülle ist bei der Pflaume und 
der Kirsche fleischig, aber der Same ist nicht unmittelbar vom Fleisch cinge- 
schlostcn, sondern eine steinharte Schale liegt noch dazwischen. Solche Früchte, 
deren Samenkern von der äußern Umhüllung durch eine steinharte Schale 
getrennt ist, heißt eine Steinfrucht. Die Wallnuß ist eigentlich nichts 
Anderes vom Wallnußbaum, als der Kirschenstein vom Kirschenbaum, das 
heißt der Same mit einer steinharten Schale; die grüne Hülle war vorhin 
schon entfernt. Die Frucht des Wallnußbaumes ist eine Steinfrucht. Eine 
Steinfrucht ist auch die Kokuksnuß. Die äußerliche ipiiüe der Steinfrüchte 
ist also eine verschiedene, sie ist bald fleischig, wie bei der Pflaume, bald 
lcderig, wie bei den Mandeln und Wallnüssen, bald faserig, wie bei den 
Kokusnüssen. 
Selbst die Himbeeren und Brombeeren gehören zu den Steinfrüchten; 
sie bestehen aus vielen einsamigen mit einander verwachsenen Steinfrüchtchcn 
und heißen daher zusammengesetzte Steinfrüchte. 
Etwas anders verhält es sich mit den Stachelbeeren, Johannisbeeren, 
den Weinbeeren, den Beeren der Kartoffelpflanze u. s. w. Wenn ihr irgend eine 
von den genannten Früchten untersucht, so findet ihr, daß die fleischige oder 
saftige Hülle den Samen unmittelbar einschließt, daß also die steinharte Schale 
fehlt. Solche Früchte heißen Beeren. 
ipter zeige ich euch einen Apfel. Diese Frucht ist ausgezeichnet durch 
eine dicke fleischige Hülle, die an ihrem äußern Ende noch die vertrockneten 
Kelchzipfel trägt. Innerhalb dieser fleischigen Hülle befindet sich noch eine 
andere, das Gehäuse, eine dünne pergamentartige Haut. Diese papierartige 
Hülle ist in mehrere Fächer getheilt, in deren Mitte der in den Apfel hinein-
	        
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