Full text: Theoretisch-praktisches Handbuch für den Anschauungsunterricht

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gewachsene Stiel noch sichtbar ist und hier die Mittelsaule heißt, an welcher 
die Kerne sitzen. (Line solche Frucht nennen wir Apfelfrucht. 
(Als Beispiel einer Apfelfrucht kann man außer dem gewöhnlichen Kern¬ 
obst auch noch die Früchte des Vogelbeerbaums, des Weißdorns anführen. 
Beide Arten nähern sich aber der Steinfrucht.) 
Den Kürbis werdet ihr jetzt unstreitig eine Apfelfrucht nennen. Doch 
ist derselbe in etwas von der Apfelfrucht verschieden. Zuerst bemerkt ihr nicht 
den vertrockneten Kelch; dann bemerkt ihr, daß der Stiel nicht in das Fleisch 
hineinwächst und also auch im Gehäuse keine Mittelsäule bildet. Die Zahl 
der Fächer ist hier 3 und die Kerne sitzen zahlreich in langen Reihen. 
Aehnliches werdet ihr auch an den Gurken und Melonen bemerken. Wir 
nennen die wenigen so geformten Früchte Kürbisfrüchte. 
Auf den ersten Anblick könnte man den Tannzapfen für die Frucht des 
Tannenbaums erklären; das wäre aber ebenso unrichtig, als wenn man die 
ganze Weizenähre für die Frucht der Weizenpflanze halten wollte. An der 
Spindel der Weizenähre sitzen die vertrockneten Kelchspalzen (Spreu), welche 
in sich die Körnerfrucht bergen. Aehnlich verhält es sich mit dem Zapfen der 
Tanne. Dieser trägt eine Spindel, an welcher sehr zahlreiche, lederartige 
oder verholzte Schuppen sitzen, die sich ziegeldachartig decken. Unter diesen 
Schuppen und an der Spindel sitzen die eigentlichen Früchte, die ihrer Na¬ 
tur nach zu den Nüssen gehören. Der Tannzapfen ist nur das vergrößerte 
Blüthenkätzchen und keine Frucht. Nur fälschlicherweise hält man sie für 
eine Frucht; man nennt sie daher eine falsche Frucht. Auch die Erdbeere 
ist keine wirkliche Frucht, wenn man sie auch gewöhnlich dafür hält; denn 
die eigentlichen Früchte der Erdbeere sind die kleinen Körner, die man von 
der Oberfläche der sogenannten Erdbeere abreiben kann, ohne die fleischige 
Masse zu beschädigen. Falsche Früchte nennt man überhaupt diejenigen 
sruchtartigen Gebilde, in deren Hüllen die eigentlichen Früchte liegen. Man 
hat für die verschiedenen Gebilde dieser Art von Früchten noch verschiedene 
Namen. Die falsche Frucht der Tanne besteht aus dem vergrößerten Blüthen- 
rätzchen, deren Schuppen verholzt sind. Solche Früchte nennt man Zapfen¬ 
früchte. 
Der Wachholderstrauch trägtauch falsche Früchte, nämlich Zapfen; aber 
die Schuppen verwachsen nach und nach mit einander und werden wie eine 
Beere (Wachholderbeere). Früchte ähnlicher Art nennt man Zapfenbeeren. 
Früchte die eine ähnliche Beschaffenheit haben wie die Erdbeere, heißen 
Erdbeerfrüchte. 
Die Frucht des Feigenbaums, die Feige nämlich, ist das Entgegengesetzte 
einer Erdbeere. Könnte man die Erdbeere umkehren, so daß die Oberfläche 
nach innen gekehrt wiirdc, so hätte man künstlich eine Feigenfrucht dargestellt. 
In der Feige nehmen die zahlreichen Früchte den innern Raum ein, während 
die gemeinsame fleischige Hülle (besser Umhüllung) der einschließende Theil ist. 
Früchte dieser Art nennt man Feigenfrüchte. 
Jetzt sollt ihr mir diejenigen Fruchtformen nennen, an welchen wir 
eine trockene Hülle fanden. Nicht wahr? Es gehören dahin die Schließfrucht, 
die Nuß, die Schlauchfrucht, die Kapsel, die Schote und die Hülse. Nennt 
mir jetzt auch diejenigen Fruchtformen, an welchen wir eine fleischige Hülle
	        
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