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ist er zu Tafeln zu gebrauchen. Eigentlich heißt der mit diesen Eigenschaften
begabte Schieserthon Dachschiefer, und man wendet ihn vielfach zur Be¬
kleidung der Dächer statt der Ziegel an, auch wohl zur Bedeckung senk¬
rechter Wände. Neue Schiefertafeln sind grau und werden erst im Gebrauch
schwarz, wenn sich der graue Reif verliert. Zerbrochene Stücke zeigen auf
dem Bruch einen schimmernden Glanz und ausgeglühte Stücke sind
ganz weiß.
Aus derselben Masse werden die Griffel verfertigt; jedoch spaltet der
eigentliche Griffelschiefer nicht in Platten, sondern in eckigen Säulen. In
Rheinpreußen und Nassau, bei Beireuth und Koburg, auch schon am Harz
werden viele Tafeln und Griffel verfertigt. Die letzter» machen oftmals
alte Leute, indem sie mit einem eigenen Eisen von einem geeigneten Schiefer-
klotz die Griffel abstoßen. Harte Griffel und Tafeln kann man mit scharfem
Essig ausweichen.
Ist der Schiefer mit viel Sand (Quarz) vermischt, so dient er zu
Wetzsteinen und Schleifsteinen; er hat dann eine grünliche Farbe.
Ein wahres Leiden ist es, daß die Schiefertafeln nicht immer gut Freund
mit ihren Besitzern bleiben; wenn man zu unsanft mit ihnen umgeht, zer¬
brechen sie bekanntlich. Ueberdies sind sie bei einiger Größe bedeutend
schwer.
Kein Wunder, daß man seit langer Zeit auf Ersatzmittel gesonnen hat,
welche von diesen Unannehmlichkeiten frei sind. Man findet auch nicht selten
andere Tafeln in Schulen, z. B. aus schwarz überzogener Pappe; diese sind
leicht genug, aber sie weichen durch nasses Reinigen allmälig auf und brechen
auch beim Biegen.
Neuerdings sind aber Tafeln in Gebrauch gekommen, welche alles Mög¬
liche leisten. Sie sind leicht, zierlich, schön schwarz, weich und vor allen
Dingen unzerbrechlich. Verfertigt oder wenigstens verkauft werden sie von
Klempnern, und bestehen aus Eisen- oder Metallblech, welches mit einem
schwarzen Ueberzug versehen ist. Nur sind sie etwas theuer. Eine unzerbrech¬
liche Patenttafel von der Größe einer Vierschillings- oder Dreigroschen-Tafel
kostet wohl 28 Schillinge oder 2l Groschen. Wenn man indeß bedenkt, daß
ein tüchtiger Junge es selten unter 4—6 Tafeln während seiner Schulzeit
thut, so wäre der Unterschied nicht so groß, der Thränen- und Strafersparniß
nicht zu gedenken.
Von den größer« Kindern werden als Schreibmaterial auch Bleistifte
oder Bleifedern gebraucht, wenn nicht zum Schreiben, so doch zum Liniren
und Zeichnen.
Wiewohl unter den Bleistiften ein großer Unterschied ist, so kommen sie
doch darin überein, daß das eigentliche Schreibende von dem Holz umschlos¬
sen ist. Das Schreibende ist aber nicht etwa, wie man dem Namen nach
niuthmaßen könnte, Blei, sondern ein unter dem Namen Reißblei, Asch¬
blei oder Graphit bekanntes Mineral, was in Lagern, Gängen und Adern
aus der Erde gegraben wird. Die Farbe des Reißbleies variirt zwischen
Eisenschwarz und Stahlgrau; es hat einen, oft nur matten, metalli¬
schen Glanz, aber immer einen glanzenden Strich. Es ist vollkommen
undurchsichtig, fettig anzufühlen und färbt schwarzgrau ab.
Zu den besten Bleifedern nimmt man reinen und dichten Graphit, den
man mit einer feinen Säge in dünne, vierkantige Stengel zerlegt; von diesen
faßt man jeden einzelnen in Holz, entweder in das Holz des virginischen
Wachholderbaums oder in junges, wohlriechendes Cedernholz mit dunklen