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statt des weißgrauen, so ist der Meiler verkohlt und die Fußräumer müssen
geschlossen werden. Von dem gleichmäßig eingesunkenen Meiler wird nun das
Dach eingerissen und durch feuchte, abkühlende Erde ersetzt. Dann reißt der
Köhler den Meiler ein, zieht die Kohlen mit dem Kohlenhaken heraus, reinigt
sie mit dem Kohlenbesen vom Staube und verladet sie zum Verkaufe.
Das Verkohlen eines Meilers von beschriebener Größe erfordert in der
Regel 6 Tage. — Da heftige Winde das Feuer im Meiler sehr erregen und
das Regieren desselben sehr erschweren, so umgiebt der Köhler den Meiler aus
Vorsicht mit einem Windschauer, einer Wand aus Reisig-- oder Schilfgeflecht,
etwa 5 Fuß rundum vom Meiler entfernt.
Gute Kohlen sind glänzend-spröde, ohne zu zerbröckeln, färben wenig
ab und geben einen eigenen Klang von sich; sie haben einen reinen, glatten
Bruch, Nadelhölzer, Birken, Erlen und Weißbuchen geben Kohlen, die zum
Schmelzen der Erze in Hüttenwerken anwendbar sind; am meisten schätzt man
für diesen Zweck die Kohlen von Lärchenbäumen. Buchen- und Eschenkohlen
sind hart, schwer und im Feuer sehr ausdauernd oder verschlagsam. Kohlen
von Eichenholz verlangen starken Luftzug, wenn sie nicht erlöschen sollen; sie
geben gleichwohl nur matte Hitze.
Birken-, Ellern- und Lindenkohle dienen zur Fabrikation des Schie߬
pulvers. Zum Zeichnen bedient man sich der Kohlen des Haselnußstrauches,
welche man gewinnt, indem man die Aststücken, die hiezu bestimmt sind, mit
einem Teig von Lehm und Gerstenspreu umhüllt und im Backofen brennt.
Kohlen werden iibrigens noch zu ganz andern Zwecken gebraucht, als
zum Verbrennen. Da sie die Fäulniß abhalten und üble Gerüche
beseitigen, so wendet man sie an, um saules Fleisch, faules Wasser u. s. w.
zu verbessern. Ein Säckchen mit Kohlenpnlvcr, in Bier, Oel oder Milch
hineingehängt, verhütet das Sauer oder Ranzigwerden dieser Flüssigkeiten.
Zaunpfähle, welche mit einem verkohlten Ende eingegrabcn werden, widerstehen
lange dem Vermodern.
In Wohnzimmern mit üblen Gerüchen, in Krankenstuben, wo sich leicht
Krankheitsstosse verbreiten, ist das Ausstreuen fein gepulverter Kohle hin¬
reichend, um beides zu entfernen.
Die Weinhändler bedienen sieb der Kohlen, um die Weine von trüber
Farbe zu entfärben; hernach geben sie ihnen eine bessere Farbe wieder. Aehn-
lich verfährt man mit Honig, Syrnp u. s. w.
Kohlenpulver von Lindenholz ist auch zum Reinigen der Zähne zu em¬
pfehlen.
Andere Producte des Waldes sind folgende:
1. Die Pottasche. Wenn trocknes Holz ganz zu Asche verbrannt ist,
so wird diese ausgelaugt und die Lauge zum Verdunsten gebracht. Die
braune, salzige Masse, welche dann zurückbleibt, heißt Pottasche; sie wird
durch Ausglühen gereinigt und ist dann weißlich oder perlgrau. Sie dient
zur Fabrikation der Seife, beim Bierbrauen, zum Bleichen, Färben, Glas-
machen, in Kattundruckereien, Porzellanfabriken u. s. w.
2. Theer und Pech. Dies erhält man aus den harzreichen Nadel¬
hölzern, z. B. Kiefer und Fichte. Wenn man das Holz dieser Bäume in einem
Dampffeuer nach und nach verkohlen läßt, so verwandelt sich der Harzjaft in
ein mit Harz und Gummi vermischtes, dickes und zähes Oel, gemeiniglich