3
noch mehr gearbeitet als sonst, weil die Mutter um der Kinder
willen diesen Nachmittag nicht gearbeitet hatte und er nun für die
Mutter mitarbeiten wollte. Sie erzählte ihm, daß cs ihr auf dem
Markte so traurig zu Muthe gewesen sei. Er aber ist gar nicht
traurig und sagt: „Wir haben wohl nichts zu essen als schwar¬
zes Brot und Kartoffeln; aber wir sind dabei sammt unsern Kin¬
dern gesund, und an Kleidung hat Gott es uns auch noch nicht
fehlen lassen. Und das Beste haben wir umsonst, nämlich Gottes
Wort, und wenn wir beten und in den Wegen Gottes wandeln,
so haben wir allezeit einen gnädigen Gott." Da wurde die Mut¬
ter fröhlich, und als Eltern und Kinder sich zum Abendbrot nie¬
dergesetzt und das Tischgebet gesprochen hatten, da schmeckte ihnen
das Schwarzbrot zu der Milch von ihren beiden Ziegen eben so
schön, als wäre es Honigkuchen und Semmel.
11. Wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.
Ein reicher Herr ans der Nähe von Stockholm ging ans sei¬
nen Gütern spazieren und traf einen armen Tagelöhner aus dem
Gebirge an. Er ließ sich mit ihm in ein Gespräch ein und fragte
ihn: „Weißt du, wem das Gut dort am See gehört?"— „Nein,"
sagte der Tagelöhner. „Es gehört mir. Und jenes dort am Walde
und das Schloß auf dem Berge, weißt du, wes sie sind?" „Nein."
,,Die sind auch mein. Ja alles, was bu hier ringsum sehen kannst,
{ft mein."
Der Arme stand einen Augenblick still, drückte den Spaten
in die Erde, nahm die Mütze ab, zeigte geil Himmel und sprach:
„Ist der da oben auch dein?"
12. Werfet euer Vertrauen nicht weg!
Karl war zwölf Jahre alt, da seine Mutter starb, die als
eine arme Witwe bei der Thcurnng sich und ihr Kind kümmerlich
ernährt hatte. Als sic starb, bezahlte die Herrschaft den Sarg und
Predigers Küster und Gemeinde begruben sie umsonst. In der er¬
sten Zeit nach ihrem Tode ging Karl bei guten Leuten im Dorfe
umher und bat um Brot und bot sich einem jeden, der ihm was
gab, zu fleißigen Diensten an, wenn ihn nur jemand haben wollte.
Dabei verließ er sich auf Gott, der ihm das Leben gegeben habe
und es ihm anch gewiß gnädig erhalten werde; denn er war von
seiner Mutter fromm und christlich erzogen worden. Endlich lenkte
Gott das Herz des Herrn im Dorfe; er erbarmte sich seiner und
machte ihn zum Diener seines Sohnes. Er erhielt die Erlaubniß,
denn Unterrichte, den derselbe erhielt, beiwohnen zu dürfen, und weil
er aufmerksam und fleißig war, lernte er was Tüchtiges. Als er
und sein junger Herr nun größer wurden, rettete Karl diesem durch
seine Treue und Tapferkeit einst das Leben, wofür ihn dieser spä¬
ter als Administrator über seine Güter setzte. Er verwaltete diese
Stelle mit Umsicht und Treue.