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ist. Wo wächst der Buchweizen schöner, als auf dem Hochmoor? Auch
Roggen, Hafer und Kartoffeln gedeihen und lohnen oft die Mühe nicht
kärglich. Freilich ist diese Benutzung nur zeitweise: der Anbauer muß
sein Feld, nachdem er es sechs bis acht Jahre bebaut hat, 20 bis 30
Jahre ruhen lassen, während welcher Zeit er sich ein neues sucht. Hierzu
ist aber auch Raum genug. Es fehlt weniger an Feld, als an Menschen
zum Anbau desselben. Manche Strecke des Hochmoors läßt sich aber
auch zu bleibendem Anbau bringen. — Der Sandstrich ist >/4 bis
Meilen breit. Davon ist ein beträchtlicher Theil Geestboden, der, je näher
der Küste zu, desto besser wird. Er ist wellenförmig, auf manchen Stre¬
cken noch wüste und mit Heide bewachsen, welche kleinen Heidschafen zur
Weide dient. Niedrige Anhöhen, etliche Fuß hoch, erheben sich, an
dfren Fuße die Geestdörfer liegen. Roggen gedeiht auf diesem Boden
am besten, Hafer geräth auch, Gerste aber nur selten, und Weizen wird
so gut wie gar nicht gebaut. — Die Marsch an der Küste umgiebt
den Sandboden und ist 1 bis 4 Stunden breit. Auch sie ist nicht ganz
eben: kleine Anhöhen, Warfen genannt, erheben sich häufig 3 bis 10
Fuß hoch. Einige sind so klein, daß kaum ein Haus darauf stehen kann;
andere dienen ganzen Dörfern zum Sitz; selbst die Stadt Emden liegt
auf einem Warf. Die meisten finden sich an der Ems und sind wahr¬
scheinlich durch die Gewalt des Wassers gebildet worden. Mitten in
der-Marsch erheben sich zuweilen sandige Höhen, größer als Warfen;
der Saud ist gewöhnlich mit Lehm vermischt, weshalb sie sehr fruchtbar
sind. Doch giebt es mitten unter dem fetteste» Marschboden auch Stre¬
cken von sogenanntem Knickboden, der des Anbaues kaum werth ist; er
ist ein feuchter, dichter, saurer Boden, grau, bläulich oder rvthlich. —
Gegen die MeereSflut ist die Küste durch Deiche geschützt, welche bis 20
Fuß hoch, unten 80 bis 100 und oben 8 bis 12 Fuß breit sind. Nach
der Landseite laufen sie etwas steil, nach der Seeseite aber viel flacher ab.
Der Hauptfluß Ostfrieslaudö ist die schon genannte Ems. Sie
kommt von Teutoburger Walde, nimmt von der rechten Seite bei Meppen
die Hase und bei Leer die Leda auf und mündet bei Emden in den Dol¬
lart, einen Meerbusen, der im ! 3. Jahrhundert durch de» Untergang
eines herrlichen, stark bevölkerten Landstriches mit etwa 50 Ortschaften
entstanden ist. In dem unteren Laufe der Ems sind ihre Ufer auf
beiden Seiten mit Dämmen eingefaßt. Auf dem Moore und in der
Heide entspringen viele kleine Bäche, die sammt den Kanälen Deepen,
d. i. Tiefen genannt werden. Sie befruchten den magern Sand etwas,
wodurch brauchbares Wiesenlaud entsteht, das zuweilen eine Viertelstunde
breit ist. Es macht einen erfreulichen Eindruck, wenn nach stundenlangem
Durchwandern öder Flächen das Auge sich an dem frischen Grün dieser
Strecken erholen kann.
Die niedrige Lage des Landes und die Nähe des Meeres bewirken,
daß die Luft dick und feucht ist. Frühling und Sommer treten erst
spät ein; der erste ist oft nur im Kalender zu finden. Da herrschen
Ostwinde und kalte Witterung, oder rauhe Westwinde, die Nässe bringen;
Mai und Juni find gew'öhnlich trocken; im Juli und August ist viel