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zen derselben immer allerhand Bedenklichkeiten, weil dies oft an ei¬
nem Tage geschah, beu sie in dieser Hinsicht für einen llnglückstag
hielt. Als sie eines Tages vor dem .Hause einen Hund heulen
hörte, wollte sie durchaus wieder weg, weil sic glaubte, es würde
nun in kurzem in dem Hanse jemand sterben. Das Jahr ging
indeß glücklich vorüber.
22.-Vom Lügen oder Trügen beim Namen Gottes
-x oder von der Henchclei.
Nikolaus predigte seiner Frau uub Kindern den ganzen Tag
vor, daß sie Gott fürchten itnb lieben sollten, er selbst aber ver¬
leugnete das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste nicht und
lebte nicht züchtig, gerecht und'gottselig. Des Morgens wurde in
seinem Hanse bei offenen Thüren und'Fenstern gebetet und gesun¬
gen und den ganzen übrigen Tag zwischen den Zähnen geflucht und
gelästert. Er richtete aufs strengste die Fehler andrer uub war
blind gegen seine eigenen Fehler. Er war der erste und letzte in
der Kirche, aber des Morgens der letzte im Felde und der erste, der
Feierabend machte. Auch führte er fortwährend viele Bibelsprüche
und Gcsangversc int Munde, saß aber doch gern bei den Karten
oder beim Branntwcinglase uub wiegelte bei jeder Gelegenheit ge¬
gen die Obrigkeit auf. Die Wörter „Buße" und „Glaube" schweb¬
ten immer auf seinen Lippen, aber ju der rechten göttlichen Trau¬
rigkeit, die da wirket zur Seligkeit eine Nene, die niemand gereuet,
zu' dem rechten kindlichen Glauben, der da weiß, daß'mit unsrer
Macht nichts gethan ist, der allein ans Jesum Christum seine Hoff-
nung setzt und nur bei ihm Heil und Vergebung sucht und allein
in seinem Namen selig werden will, kam er nrcht/ Hub wie sein
Glaube uur tobt war, so war auch seine Liebe kalt, und wo er
nur irgend ein Profitchen machen konnte', versäumte er es nicht.
Seine Haushaltung ging zu Grunde, er gerieth in Schulden und
machte Coneurs, nachdem er viele betrogen hatte.
Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr! in das
Himmelreich kommen, sondern die den Willen thun meines Vaters
im Himmel. Matth. 7, 2l.
23. Bet in Freud und Leid, Gott hörts allezeit.
Ein alter Pfarrer machte in seinem Wagen den Weg von Os¬
nabrück nach Quakenbrück, und weil zwar nicht viel hohe Berge,
aber dafür desto mehr kleine Berglein zu passieren sind, die Sand¬
körner, wirds Abend, ehe Quakenbrück erreicht ist. Der Weg ist
längst verloren, der Nebel immer dichter, und wenn Quakenbrück
seinen Namen von den Fröschen bekommen hat, weiß der Leser anch,
daß die Frösche nicht in der Lust umher fließen uub in den Büschen
ihre Nester bauen, sondern denkt an die Sümpfe, in welche dort
bald die Pferde, bald der Wagen unsrer Reisenden leichter hinein-
gerathen, als man herauskommen kann. Und weil niemand nah