15
und weit ist, den man hätte fragen können, wie weit es noch sei
bis zur Stadt, oder ob der Knecht den Pferden sein Haar oder
sein Hott zurufen müsse — einer aber ist dagewesen, ganz weit
und ganz nahe —, steigt der Pfarrer aus und'der Knecht ab, und
jener spricht: „Höre, Franz, wir wollen es dein einen sagen", und
betete also: „Lieber Herr, bit hast Israel in die Wüste, in der Wüste
und aus der Wüste geführt, des Tages mit einer Wolkensäule und
des Nachts mit einer Feuersäule; hast dem David gesagt Ps. 32, 8
„„Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du wan¬
deln sollst, ich will dich mit meinen Augen leiten""; hast Wege al¬
lerwegen und auch voll Osnabrück nach Quakenbrück, und zwar
für Pfarrer und Knecht und Pferde imb Wagen. Die Sümpfe
gehören den Fröschen; die Erde aber hast du den Menschenkindern
gegeben: nun, so hilf uns and) auf den rechten Weg. Amen!"
Uub der Herr erhörte das Gebet; denn als die beiden Beter ihre
Häupter wieder bedeckten: horch! so singen die Frösche nimmer, die
nur ein Lied und eine Melodie haben; aber ein Knabe-, der spät
seine Herde heimtrieb, sang mit heller Stimme den Verö: „Weg
hast du allerwegen re.", und der Pfarrer rief: „Fraliz, mm ist uns
geholfen; geh hin und frage beit Sänger." Und das andere kann
sich der Leser hinzudenken, nur das eine nicht, daß Franz, als die
Stadt und der Gasthof erreicht waren, den Wagentritt herabließ mit
bcu Worten: „Herr, ich habe gesehen, daß das Betell Hilst."
24. Nnse mich an in der Noth, so will ich dich erretten und du
sollst mich preisen.
Eill kleines Mädchen, das fünf Jahr alt war, hatte mit sei-
nem rechten Fuße in eile tiefes Fahrgelciö getreten, lind beim Fal¬
len hatte es diesen Fuß über den Knöcheln gebrochen. „Das ist
eül sehr schlimmer Bruch", sagte der herbeigeholte Wundarzt; „da
kanil man rufen, wie im Psalm steht: Unsere Hülfe steht im Na¬
men des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat."
Der Wundarzt richtete das Füßchen ein; dabei hatte das Kind
heftige schmerzen. Danll sagte er: „Ich habe nun beu Verband
angelegt, nun niuß das Bein ausgestreckt liegen bleiben. Nach drei
Wochen komme ich wieder unb sehe nach, ob es heil geworden ist."
Mit den Worten: „Nun Gott befohlen!" nahm er Abschied.
Da wurden pun die Tage uub Stunden gezählt, und es war
viel Fragens uub Wartens, aber auch viel Betcllö tu dem Hause.
Endlich, als die Zeit verstrichen war, kam der Wnildarzt uub nahm
ganz still die Binden und Schienen weg. Und an seinen hellen
Augen und der heitern Stirn konnten Vater, Mutter und Kind
eine fröhliche Antwort lesen, noch ehe sie fragten. Der demüthige
Wundarzt aber rief aus: Gelobt sei Gott!
25. Gedenke des Sabüathtages, daß du ihn heiligest.
Im Emmerthale in der Schweiz lebte ein Bauer, der nach