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Torf. Viehzucht, Fischfang und etwas Industrie bildet die Beschäftigung
der Einwohner. — Die Dänen bekennen sich zur lutherischen Kirche.
Die Westküste der dänischen Halbinsel ist bis dahin, wo die Dänen
anfangen, von Inseln begleitet. Manche darunter, die Halligen, auf
denen nur das genügsame Schaf spärliche Nahrung findet, werden von
der Flut überströmt, und die Häuser stehen auf Erderhöhungen oder
Werften. Bei großen Stürmen erreicht auch diese wohl das Meer mit
grausender Vernichtung und raubt den Bewohnern ihre ganze kleine Habe
— und doch geht auch hier ihnen nichts über ihre Hallig.
1t!8. Fortsetzn»!;. (Frankreich.)
(4.) Das Kaiserthum Frankreich (10000 H)M. 36 Mill. Einw.)
ist größtentheils eben, nur im Süden reichen die Pyrenäen und die
Alpen ins Land; am Rhein siitd die Aidennen rc. Der Boden ist fast
überall ergiebig und liefert köstlichen Wein (in der Champagne sschang-
panchj und in Burgund), int N. Produkte wie in Deutschland, zu denen
im Süden Oliven, Feigen und Südfrüchte kommen. (Die Früchte
des Oliven bäum ö, der einer Weide ähnlich sieht, gleichen den Pflau¬
men uild liefern das Baumöl.) — Die Franzosen sind flüchtig und
leichtsinnig, veränderlich und immer neuen Dingen nachjagend, übermüthig,
daneben aber auch tapfer *') und in vielen Sachen sehr geschickt Sie
erfinden alle Tage neue Moden, die dann leider auch in Deutschland
bald nachgeahmt werden. Die meisten gehören der römischen Kirche an.
— Die Hauptstadt Parts mit 1 Mill. Einw. ist die größte Sadt un¬
sers Festlandes **). Toulouse (tuluhs) und Bordeaur (bordoh)
liegen in einer reizenden Gegend am Fuße der Pyrenäen. Marseille
(marßelch) ist eine große Seestadt. Lyon (liong) ist durch seine Seide-
waren'^**), Gold- und Silberarbeiten bekannt. Straßburg gehörte
früher zu Deutschland.
*) Ei» besonderes Beispiel >'0» Tapferkeit gab I» einem Kriege zwischen
England nnd Frankreich Johanne d'Are, ein einfaches Landmädche», die unter
dem Namen der Jungfrau von Orleans (orleang) noch bekannter geworden
ist, nnd die einen unerwartet glücklichen Wechsel in dem Kriege herbeiführte. Sie
hielt sich von Gott berufen zur Befreiung ihres Vaterlandes, bewirkte die Auf¬
hebung der Belagerung von Orleans, begeisterte die Soldaten durch ihren Muth
nnd Glauben, gerieth aber zuletzt selbst in die Hände der Engländer nnd wurde
von ihnen verbrannt.
**) Auf Befehl des Königs Karl IX. fielen in der Bartholomäusnacht
(d. 12. Aug. 1572) die Katholiken in Paris über die sich sicher dünkenden Pro¬
testanten im Schlafe her und ermordeten die Wehrlosen. Dasselbe geschah in vie¬
len andern Städten. Man schätzt die unglücklichen Schlachtopfer dieser Nacht auf
30000, und diese Begebenheit, die Pariser Bluthochzeit genannt, bleibt ein
ewiger Schandfleck in der französischen Geschichte.
***) Der @e iben spinn er oder Seidenvogel hat gelblichweiße Flügel mit
drei blaßbraunen Streifen »nd einem mondförmigen Flecken. Die Raupen des¬
selben sind die bekannten Seidenwärmer. Sie sind im Anfange sehr klein,
werde!» aber zuletzt so lang nnd dick wie ein kleiner Finger, haben >4 Füße, le¬
ben 0 bis 7 Wochen nnd fressen Maulbeekblätter, hören aber auf zu fressen, ehe
sie sich einspinnen. Ihr Gespinnst heißt Eocen (kvkong) nnd besteht ans einem
fast 300 Elle» langen, ganz dünnen Faden, der abgehaspelt nnd zu Seide und