Full text: Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus

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Hespcn zu den Thüren hatte ein Schmied, und einige alte Fenster 
nebst einem kleinen eisernen Ofen der Forstrath geschenkt, so wie 
dieser auch für einige Stühle, einen Tisch, eine Bank, einen Schrank 
und zwei Bettstellen, alles schlicht von Tannenholz, gesorgt hatte. 
Noch vor Eintritt des Winters wurde Veits, denen man bis dahin 
es sorgsam verschwiegen hatte, das Häuschen übergeben. Unbe¬ 
schreiblich war ihre Ucberraschung, und Thränen erstickten die Worte 
des Danks. Sie thaten aber forthin den Braven, welchen sie ihr 
Häuschen dankten, alles zu Liebe. 
73. Die Liebe trachtet nicht nach Schaden; sie hilft dem Nächsten 
sein Gut und Nahrung behüten. 
Im siebenjährigen Kriege ward einst ein Rittmeister ausge¬ 
schickt, um Futter für die Pferde zu suchen. In einem einsamen 
Thäte, wo man keinen Menschen, sondern nur Buschwerk erblickte, 
ward er endlich einer armseligen Hütte ansichtig, und als er an¬ 
pochte, tryt ein alter Mann mit eisgrauem Kopfe heraus. „Zeigt 
mir ein Feld, Alter, wo meine Leute Futter holen können," redete 
er ihn an. „Mit allem Willen," antwortete der Bauer und ging 
ihnen als Wegweiser voran. Nach einer Viertelstunde etwa trafen 
sie ein schönes Gerstenfeld. „So, hier ist, was wir suchen," sagte 
der Rittmeister. „Geduldet euch noch ein wenig," erwiderte der 
Bauer und ging vorüber. Sie folgten ihm und kamen endlich bei 
einem Gerstenseldc an, das weit weniger gilt stand, als das erste. 
Nachdem die Reiter das Getreide abgemäht und auf die Pferde ge- 
bunden hatten ititb wieder weiter reiten wollten, sagte der Rittmei- 
ster: „Ihr habt uns ganz unnötigerweise weiter reiten Taffen, Al¬ 
ter; das erste Feld war besser als dieses." — „.staun wohl sein," 
sagte der Alte, „aber das war nicht das metnige". 
Wer hätts eben so gemacht? 
74. Ehrlich währt am längsten. 
Hans. Ei, sieh doch, was ich da finde, Fritz! daö Ding ist 
ordentlich schwer. — Fritz. Daö ist ein Päckchen mit Geld, sieh, 
hier steht cs geschrieben: „Enthaltend 50 Thaler". — H. O welch 
ein Glück! Das macht für jeden von uns fünfundzwanzig Thaler. 
Last uns gleich theilen! — F. Du thust ja, als ob das Geld uns 
gehörte. — H. Uns gehörte? Wem gehört es denn sonst? — F. 
Dem, der es verloren hat! — H. Ja, wer weist, wo der ist! — 
F. Wir müssen ihn aufzufinden suchen. — H. Wie machen wir 
denn das? — F. Weisst du nicht mehr, was neulich der Lehrer 
sagte? Wir tragen das Geld aufs Amt; es wird dann allenthalben 
bekannt gemacht, dast Geld gefunden worden sei, und wer beweisen 
kann, daß er es verloren hat, der erhält es wieder. — H. Und 
wenn sich niemand meldet? — F. Dann erst dürfen wir cs be¬ 
halten ! — H. Hör, Fritz, ich wollte, es meldete sich niemand. — 
F. Das ist nicht wahrscheinlich; eher glaube ich, daß die Nach-
	        
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