Full text: Neuer deutscher Kinderfreund

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,,A!s Ihr der Früchte hingebracht! — 
,, „Je nun ! ich sollt es selber meinen. ““ 
Fr kauft ein feines Körbchen ein, 
Packt seine schönen Früchte drein, 
Nimmt freudig Abschied von den Seinen, 
Und tritt den Weg nach Ispalian 
Schon voller Pläne fröhlich an, 
Wie mit dem Beutel Gold vom Schache 
Er Haus und Garten grösser mache ; 
Kommt, eh’ er’s denkt, zur Burg von Ispalian 
Und meldet sich beim Obermarschall*) an. 
Man kennt den Hof. Wer bringt, dem steh n die Thüren offen 
Wer holen will, kann lange hoffen. 
Der Marseball nimmt die Frucht, und kurze Zeit darnach 
Wird unser guter Mann belehrt, 
Dass seine Majestät, der Schach, 
In eigener Person sein ganzes Obst verzehret, 
Es sehr gelobt und mehr begehret. 
Ei, guter Perser, welch ein Glück! 
Er lauert auf den Augenblick, 
Dem Kaiser glimpflich zu berichten, 
Er sey der Bauer mit den Früchten. 
Er stellt sich in den Saal, durch den der Kaiser geht, 
Beschaut das prächtige Gerätli, 
Begafft die Grossen, die so klein hier stehen, 
Und sieht zuletzt im Schwarm ein Zwerglein gehen, 
So missgestalt, dass sich der arme Mann 
Des Lachens nicht enthalten kann. 
Zum Unglück war diess Zwerglein der Minister.”) 
Mit scharfem Blicke, kraus und düster, 
v Schielt er den Fremdling an. Ein Wort, 
Und wüthend schleppt’ die Wach’ ihn fort. 
Im Kerker sitzt er nun und mag sein Geld erwarten 
Er flucht deiti Baume, flucht dem Garten 
Und flucht dem Nachbar, dessen Rath 
Ihn in diess Loch gestürzet hat. 
Doch alles Fluchen kann die Sachen 
Nicht ungesckeh’n, nicht besser machen. 
Ein Jahr Hiesst nach und nach dahin 
(Ach eine lange Zeit für ein so kurzes Lachen!) 
Und keine Seele denkt an ihn. 
Nun kommt die Zeit der Früchte wieder. 
Man bringt dem Schach die schönsten dar. 
Er rümpft die Nase, legt sie nieder .- 
„Nein! das ist keine Frucht, wie das verfloss’ne Jahr ! 
„Was für ein herrlich Obst das war ! 
„Wird wohl der Mann auch heuer kommen? 
') Der oberste Beamte am Fürstenhofe. 
"') Der oberste Staats-Beamte.
	        
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