2
und düngt es jährlich durch seine Überschwemmung. Wenn im Früh-
linge der Schnee aus den Hochgebirgen schmilzt, und die tropischen Regen-
güsse in dem Geburtslande seiner beiden Quellströme niedergehen, beginnt
mit der Sommersonnenwende sein Wasser allmählich zu schwellen. Gegen
Ende des Juli tritt er aus den Usern und überflutet das ganze Land bis
an die einschließenden Bergreihen, so daß er um die Zeit der Tag- und
Nachtgleiche des Herbstes mehr als 6 m über dem niedrigsten Wasserstande
steht. Ebenso allmählich, wie er gestiegen, fällt der Fluß auf seinen
gewöhnlichen Wasserstand zurück, der vor der Sonnenwende des Winters
wieder erreicht ist. Soweit^ diese Bewegung des Nils das Land bedeckt
hat, ist überall der Boden metertief durchfeuchtet und ein fruchtbarer
Schlamm zurückgeblieben. Das ist die Erde, die beide Quellflüsse vor
ihrer Vereinigung an den oberen Bergen abgespült haben, die der Nil
aus der Sohle des Thals in ruhiger Strömung ablagert. Nun trocknet
das Land ab, dann wird es bestellt und bedeckt sich bald mit grünen
Saaten, die ihm ein gartenühnliches Ansehen geben. Die Zeit des Wachs-
tums dauert bis Ende Februar, im März tritt die Ernte ein Wann folgen
drei Monate der Dürre, in denen der Nil feinen tiefften Wasserstand hat.
Die grünen Thalgelände würden bald ein Raub der Wüste werden, wenn
nicht bereits im Juni der Leben schaffende Fluß seinen Kreislaus von neuem
anfinge. Die außerordentliche Fruchtbarkeit des Landes machte Ägypten
zur Kornkammer der alten Welt und nährte eine so zahlreiche Bevölkerung,
daß das Nilthal schon in ältester Zeit von Städten dicht besetzt war.
Außer Getreide brachte das Land Palmen, die Papyrusstaude, Lotus, Reis,
Baumwolle u. a. hervor.
Im Altertum wurde das Land in Oberägypten mit der Hauptstadt
Theben und in Unterägypten mit der Hauptstadt Memphis geschieden.
b) Geschichte.
Das alte Reich. Der älteste Staat Ägyptens, von dem Kunde zu
uns gekommen ist, entstand am Eingange des Deltas. Sein Mittelpunkt
war eine Verehrungsstätte des Sonnengottes Ptah, nur wenige Meilen
südlich von dem heutigen Kairo gelegen, wo allmählich die große Stadt
Memphis erwuchs, die Hauptstadt des alten Reiches. Die Gründung
des Reiches von Memphis, mit dem Theben vereinigt wurde, schrieben die
Ägypter dem König Menes zu, und sie fällt etwa in das Jahr 3500 vor Chr.
35oo Unter den Nachfolgern des ersten Königs oder Pharaos ragen die Erbauer
der größten Pyramiden, dieser eigenartigsten Baudenkmäler ägyptischer Bau-
kirnst, hervor, es sind die Könige Chnsu, Chasre und Menkeure, oder