Da thatst du die göttliche Liebe mir kund,
Da hat sich mein Jammer gewendet.
Viel' Sommer schon sind's, daß frevelnde Hand
Mich griff und hierher mich entrückte,
Mich grausam wegriß von Vater und Land
Und ohne Mitleid mir jegliches Band
Zerschnitt, das daheim mich beglückte.
Ich jammerte laut; — doch wer hörte mein Schrei'n,
Daß meiner gejammert ihn hätte?
Die Wogen und Stürme heulten darein,
Die Menschen hatten ein Herz von Stein,
Sie hatten für mich nur — die Kette.
Das waren Jahre voll düsterer Nacht,
Voll Zürnen, Zagen und Toben!
Da hast du, Weißer, mir Friede gebracht,
Die klagende Seele mir stille gemacht
Mit Worten des Lebens von oben!
Ich war nur ein armer, mißhandelter Knecht,
Ein Ziel für zerfleischende Hiebe.
Die, hieß es, gehören dem Ncgergeschlecht!
Jetzt weiß ich wo anders ein milderes Recht,
Ich weiß eine ewige Liebe!
Die Heimath auf Erden verschloffen sie mir,
Doch ist mir die himmlische offen,
Mein irdischer Vater ist fern von hier,
Doch fand ich den Vater im Himmel dafür
Und kann nun dulden und hoffen.
Die Freunde da drüben über dem Meer,
Die hab' ich mit Schmerzen verloren,
Doch blieb mein sehnendes Herz nicht leer:
Ich hab' in der besseren Sterblichen Heer
Mir neue Brüder erkoren!
Gesegnet das Schiff, das herüber dich ttug,
Dich, Bote, von Gott mir gesendet!
Ich schmachtete unter erdrückendem Fluch,
Da kamst du, Mann, mit dem heiligen Buch,
Da war mein Jammer geendet.
33 Das Negerschiff.
Von Kongo's Küsten weht der Ost und treibt sein Spiel, die Wolkenjagd;
Des Oceanes Feuerschein erhellt die laue Tropen nacht.
Das Fahrzeug dort, vom Sturm erfaßt, tanzt auf den Wogen wie ein Kahn;
Ein Sklavenschiff Westindiens, mit reicher Ladung wogt's heran.
Ja, reich geladen! denn am Bord sechshundert Sklaven — welche Zahl!
Wohl klirren Eisen ttef im Raum, wohl kündet Heulen ihre Qual.
Wohl seufzen sie, wohl rufen sie um Vaterland und Weib und Kind —
Umsonst! es klagt mit ihnen nur der Küstenwind, der Heimathwind!
Der heult so dumpf, der pfeift so gell! stets näher brauset der Orkan!
Bald in den Abgrund stürzt das Schiff, bald kämpft es ächzend himmelan.
Die weißen Männer fahren jach aus ihrem Traum vom weichen Pfühl:
»Ave Maria! gnädig führ' an Klippen du vorbei den Kiel!"