Full text: Geschichte der Römer

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sprrich waren die Worte eines alten Dichters; Ollerint, 6um metuant: 
,7mag man mich hassen, wenn man mich nur fürchtet." Im Jahre 
39 unternahm er nach großen Zurüstungen einen Kriegszug an den 
Rhein und schlug sein Hauptquartier wahrscheinlich zu Köln oder Vetera 
auf. Da gar kein Grund zum Kriege vorhanden war und keine Feinde 
am rechten Ufer des Rheins sich zeigten, so schickte er einige Deutsche 
aus seiner Leibwache hinüber, und ließ sie sich verbergen. Daun eilte 
er auf die Nachricht von der Nahe des Feindes mit einem Theil der 
Reiterei über den Rhein in einen nahen Wald und kehrte mit jenen 
abgesendetcn Söldlingen, wie mit Gefangenen, in das Lager zurück. 
Dann plünderte er Gallien mit beispielloser Habsucht, versteigerte die 
Gerüche des kaiserlichen Hofes, die Kleider des Antonius, Augustus, 
der Agrippina, und verkaufte das Eigenthum seiner verbannten Schwe¬ 
stern. Mit 200,000 Mann zog er im I. 40 an die Küste bei Gesso- 
riacum j. Boulogne, indem er nach Britannien zu schiffen vorgab. 
Auf einer prächtigen Gondel fuhr er eine Strecke in's Meer, kehrte 
aber bald zurück und befahl den Soldaten, Muscheln aufzulesen, da 
diese dem Ocean entrissene Beute seinem Pallast und dem Kapitol ge¬ 
bühre. Nach seiner Rückkehr hielt er wegen dieser Kriegsthaten eine 
Ovation oder den kleinern Triumph. Bei Boulogne ließ er zum An¬ 
denken seines Sieges einen hohen Leuchtthurm bauen, der erst im vo¬ 
rigen Jahrhunderte einstürzte. Als er endlich die vornehmsten Männer 
Roms zu vertilgen beschlossen hatte, kamen ihm einige Tribunen der 
Garde zuvor. Cassius Chärea ermordete dieses menschliche Ungeheuer 
am 24. Jan. 41. In der folgenden Nacht erstach ein Mitverschwor- 
uer des Kaisers Gemahlin Cäsonia und zerschmetterte ihr Kind an der 
Wand. Caligula hatte 29 Jahre gelebt und fast vier Jahre das 
knechtische Rom als ein thdrichter Wütherich beherrscht. 
Der Versuch des Senats, die Republik wieder herzustellen, mi߬ 
lang, da die Prätorianer beim Durchsuchen des Kaiserpallastes den 
50 jährigen Tib. Claudius, des altem Drusus Sohn und des 
Germanicus Bruder, der sich während des Tumult's bei Caligula's 
Ermordung aus Furcht vor einem gleichen Schicksale hinter einen Vor¬ 
hang versteckt hatte, zum Kaiser ausriefen. Von Jugend an durch 
Krankheiten an Körper und Geist geschwächt, lebte er ganz zurückge¬ 
zogen und unbeachtet, sich vorzüglich mit Geschichte und Sprachen 
beschäftigend. Er verfaßte selbst eine karthagische, tyrrhenische und 
römische Geschichte, wozu ihn Titus Livius ermunterte, und beschrieb 
sein Leben in acht Bänden oder Rollen. Das lateinische Alphabet 
wollte er mit drei neuen Schriftzügen bereichern, sie kamen aber nach 
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