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Vater ein Gebet für feine Eltern , für ferne Geschwisier,
für seine Gespielen stammelt?
Wie schön, harmlos und jedes Vorwurfs frei ist die täg,
liche Andacht im engen Kreise jeder einzeln?» Familie? Hier
wird der Vater des Hauses, hier wird die fromme Mutter
Priester und Priesterin des Allerhöchsten, und dasselbe Ziim
nier, in welchem wir die Gaben des ewigen VaterS genießen,
dasselbe Zimmer, welches unsere Thränen, unsere frohen
Stunden sieht, dasselbe Zimmer, in welchem wir den Wechsel
der Krankheit und Gesundheit empfanden und das vielleicht
einst unser Sterbebett enthalt, wird ejn Tempel deö Aller.'
höchsten.
Das gemeinschaftliche Gebet lm Kreise unserer Verr
wandten und Hausgenossen laßt in der Seele einen schönen
Nachklang zurück. Wie manche einsame Stunde genießt die
Familie unter sich! schön ist es, sie mit frohen Unterhaltung
gen zu versüßen, aber auch schön, sie zuweilen zu höheren
und ernsteren Dingen zu benützen. Ein gutes AndachtS- oder
Predigtbuch, eine erbauliche Schrift, zur Verbesserung des
Herzens und der Sitten geschrieben, oder allgemein verstände
liche Stellen aus der Bibel, oder eine Lebensbeschreibung
Jesu werden vorgelesen. Horchend umgiebt die Familie den
Vorleser, und die Andacht aller wird entzündet, der Verstand
eines jeden belehrt, die Tugend erscheint in ihrer Schönheit,
die Thorheit in Lächerlichkeit — wir werden besser, indem
wir hören und lernen, wir treten im Herzen der Gottheit
näher-hier ist häuslicher Gottesdienst!!!
Selbsterkenntniß.
Bestimmung des Menschen.
Der Mensch besteht aus einem Leib und einer vernünftigen
Seele: er hat deßwegen eine doppelte Natur, eine vernünf¬
tige oder sittliche, und eine körperliche oder physische. Die
sittliche Natur oder die Vernunft im Menschen sagt Jedem,
was rechtend unrecht, gut oder böse sey. Das Herz empfinr
det die Schönheit des Guten und die Abscheulichkeit des