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in dem wohl 1000 Personen zu Tische sitzen könnten, gelangt man
auf einem wie eine Treppe in Felsen gehauenen Weg mehr nach der
Tiefe, von wo man durch Leitern auf den Grund des Bergwerks
kommt. Hier wird das Salz gesprengt und mittelst von Pferden
getriebenen Maschinen zu Tage gefördert. Das Geräusch der Ar¬
beitenden, die von Menschen belebten breiten Straßen, durch den
Schein der Fackeln erhellt, geben dieser unterirdischen Salzstadt ein
zauberisches Ansehen. — Von der Einfahrt zur Grube bis auf dessen
Grund rechnet man 7000 die Länge des gegenwärtigen Gruben¬
baues beträgt an 700' und die Breite-an 35000 — Schon vor
600 Jahren wurden diese Bergwerke benutzt und lieferten zur Zeit,
als Polen noch ein Königreich war, einen jährlichen Ertrag von mehr
als 6,000,000 poln. fl. (1,450,000 fl. rhein.). Nach der Theilung
dieses Reiches kam das Bergwerk an Oestreich, welches durch eine
übermäßige Preiserhöhung dieses Artikels den Verbrauch des da¬
selbst gebrochenen Salzes in Abnahme brachte, da entferntere Be¬
wohner des Kaiserthums dasselbe billiger aus dem Auslande be¬
ziehen. Dessenungeachtet sind stets noch an 700 Arbeiter beschäftigt,
mittelst Brechwerfzeugen und Pulversprengungen das Steinsalz zu
gewinnen. Dieses Salz wird theils in seinem natürlichen Zustande,
wo es graugrün aussieht, theils gereinigt mit weißer Farbe in den
Handel gebracht.
13♦ Der fromme Bergmann und der'gelehrte Spötter.
Es ging ein frommer Bergmann mit einem gelehrten Spötter
in einen tiefen Schacht. „Wir sind jetzt über 1000 Ellen unter der
Erde," sprach der Spötter und stellte sich bei diesen Worten auf eine
Klippe. Lächelnd setzie er hinzu: „Wie tief mag denn wohl die Hölle
sein?" Der Bergmann antwortete ruhig: „Mein Herr, wenn der
Stein, worauf Sie stehen, einstürzt, sind Sie in einer Minute in
der Hölle!" * * *
4. Das das.
Das Glas ist eines der wichtigsten Kunsterzengnisse. Ohne
dasselbe entbehrten wir nicht allein so mancher Trink- und an¬
derer Gelasse, sondern auch der Fensterscheiben, der Spiegel,
der Brillen, der Vergrösserungs- und Ferngläser, der Barometer,
Thermometer und vieler Schmucksachen. Die Erfindung des Glases
soll den alten Phöniziern angehören. Die Hauptstosse des Glases
sind Kieselerde und Salze, welche letztere den Fluss der ersteren
befördern. Je reiner die Kieselerde ist, desto schöner fallt das
Glas aus. Am reinsten befindet sie sich im Quarzkrystall, den
man gleichsam als natürliches Glas ansehen kann. - Aber auch
andere Quarzarten und der Sand enthalten die Kieselerde in
einem hinlänglich reinen Zustande. Die Salze, welche man ge¬
braucht, um den Quarz zum Fliessen zu bringen, sind: Potasche,
Kochsalz, Soda und Salpeter. Zu weissem Glase hat man ausser¬