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Sie will von deinem Gott dich scheiden
Und stellt dir ihre Götzen für.
Du darfst dich nicht mit ihr vereinen;
Laß ihre vollen Rosen stehn,
Und siehe, wie die Lilien scheinen,
Und höre, wie die Palmen wehn.
So sei, mein Herz, o sei zufrieden
Mit Allem, was der Herr dir gibt,
Und denke, von der Welt geschieden:
Gott prüfet dich, weil er dich liebt.
Ja, Vater! ich will still ergeben
Mit meiner Bürde weiter gehn,
Die Hände fromm zu Dir erheben
Und nicht auf diese Erde sehn.
M. Diepenbrock,
Cardinal-Fürstbischof von Breslau, f 1853.
13. Treue im Glauben bis in den Tod.
„Was tobtet ihr die Glieder?" rief die Wuth
Des Heidenpöbels. „Sucht und würgt das Haupt!"
Man sucht den frommen Polykarpus, ihn,
Johannes Bild und Schüler. Sorgsam hatten
Die Seinen ihn auf's Land geflüchtet. — „Ich
Sah diese Nacht das Kissen meines Haupts
In voller Gluth," so sprach der kranke Greis,
Und wachte mit besonderer Freude auf.
„Ihr Lieben mühet euch umsonst; ich soll
Mit meinem Tode Gott lobpreisen." Da
Erscholl das Haus vom stürmenden Geschrei
Der Suchenden. Er nahm sie freundlich auf.
„Bereitet," sprach er, „diesen Müden noch
Ein Gastmahl. Ich bereite mich indeß
Zur Reise auch." Er ging und betete;
Und folgt mit vielen Schmerzen ihnen
Zum Konsul. Als er auf den Richtplatz kam,
Rief eine mächt'ge Stimm' im Busen ihm:
„Sei tapfer, Polykarp!" — Der Konsul sicht
Den heiteren, schönen, ruhig sanften Greis
Verwundert. „Schone," sprach er, „deines Alters,
Und opfere hier, entsagend deinem Gott!"
„Wie sollt' ich einem Herrn entsagen, dem
Zeitlebens ich gedient, und der mir