Full text: Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen

10 
Sie will von deinem Gott dich scheiden 
Und stellt dir ihre Götzen für. 
Du darfst dich nicht mit ihr vereinen; 
Laß ihre vollen Rosen stehn, 
Und siehe, wie die Lilien scheinen, 
Und höre, wie die Palmen wehn. 
So sei, mein Herz, o sei zufrieden 
Mit Allem, was der Herr dir gibt, 
Und denke, von der Welt geschieden: 
Gott prüfet dich, weil er dich liebt. 
Ja, Vater! ich will still ergeben 
Mit meiner Bürde weiter gehn, 
Die Hände fromm zu Dir erheben 
Und nicht auf diese Erde sehn. 
M. Diepenbrock, 
Cardinal-Fürstbischof von Breslau, f 1853. 
13. Treue im Glauben bis in den Tod. 
„Was tobtet ihr die Glieder?" rief die Wuth 
Des Heidenpöbels. „Sucht und würgt das Haupt!" 
Man sucht den frommen Polykarpus, ihn, 
Johannes Bild und Schüler. Sorgsam hatten 
Die Seinen ihn auf's Land geflüchtet. — „Ich 
Sah diese Nacht das Kissen meines Haupts 
In voller Gluth," so sprach der kranke Greis, 
Und wachte mit besonderer Freude auf. 
„Ihr Lieben mühet euch umsonst; ich soll 
Mit meinem Tode Gott lobpreisen." Da 
Erscholl das Haus vom stürmenden Geschrei 
Der Suchenden. Er nahm sie freundlich auf. 
„Bereitet," sprach er, „diesen Müden noch 
Ein Gastmahl. Ich bereite mich indeß 
Zur Reise auch." Er ging und betete; 
Und folgt mit vielen Schmerzen ihnen 
Zum Konsul. Als er auf den Richtplatz kam, 
Rief eine mächt'ge Stimm' im Busen ihm: 
„Sei tapfer, Polykarp!" — Der Konsul sicht 
Den heiteren, schönen, ruhig sanften Greis 
Verwundert. „Schone," sprach er, „deines Alters, 
Und opfere hier, entsagend deinem Gott!" 
„Wie sollt' ich einem Herrn entsagen, dem 
Zeitlebens ich gedient, und der mir
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.