Full text: Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen

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Auges hin und gibt dem Auge durch den dicken Sehnerven Empfin¬ 
dung. Hier auf der Netzhaut spiegeln sich die Lichtstrahlen ab, 
nachdem sie durch Hornhaut, wässerige Flüssigkeit, Regenbogenhaut, 
Krystall-Linse, glasartige Flüssigkeit gegangen sind und gebrochen 
wurden. So hat der allmächtige und weise Schöpfer auf eine höchst 
kunstreiche Weise das Auge gebildet, nicht nur, damit die äussere 
Welt und ihre Erscheinungen der Seele bekannt werden, sondern 
auch dazu, dass die Seele selbst ihren Adel oder ihre Gemeinheit, 
ihre Ruhe und ihre Leidenschaft in demselben wie in einem Spiegel 
wahrnehme. 
5. Von den Mitteln zur Erhaltung der Gesundheit. 
Die Gesundheit des Leibes ist eines der größten irdischen Güter. 
Wenn du diese Wahrheit dir recht lebhaft vorstellen willst, so lese und 
überdenke die Geschichte vom Werthe gesunder Glieder. S. 44. Es 
ist daher Pflicht für den Menschen, seine Gesundheit zu erhalten und 
Alles zu vermeiden, was derselben nachtheilig ist. Die hauptsächlich¬ 
sten Mittel zur Erhaltung der Gesundheit sind folgende: 
gesunde Luft, gesunde Nahrungsmittel, Mäßigkeit im Essen und 
Trinken, Reinlichkeit, Maß in Arbeit und Ruhe, Beherrschung der 
Leidenschaften. Die Lebensregeln auf S. 47, welche der weltberühmte 
Arzt Hufeland gegeben hat, sollten wohl alle Schüler auswendig 
lernen und befolgen! 
Gesunde Luft ist eine der Hauptbedingung des körperlichen 
Wohlseins. Sie kräftigt Nerven unv Muskeln, gibt Frohsinn, Mun¬ 
terkeit und eine blühende Gesichtsfarbe. Die Luft wird verdorben 
durch das Athmen und die Ausdünstung der Menschen und Thiere, 
durch glühende Kohlen (siehe S. 47), starkriechende Blumen (siehe 
S. 47), durch das Trocknen der Wäsche, das Brennen der Lichter. 
Man muß daher die Zimmer sorgfältig reinigen von allen Dingen, 
welche die Luft verderben können, und die Fenster täglich öffnen, damit 
frische Luft einziehe. Man hüte sich, in lange verschlossen gewesene 
Keller, Gewölbe und Höhlen zu gehen, ehe die schädliche Luft daraus 
vertrieben ist. Mil einem brennenden Licht kann man die Beschaffen¬ 
heit der Luft in solchen Räumen am sichersten proben. Wenn daS 
hinuntergelassene Licht erlischt, so ist die Luft lebensgefährlich. 
Gesunde Nahrungsmittel führen dem Körper neue Säfte 
zu und geben ihm Stärke und Lust zur Arbeit; schlechte Nahrungs¬ 
mittel verbreiten schlechte Säfte im Körper und erzeugen Schwäche, 
Schläfrigkeit, Gähnen und Unlust zur Arbeit. 
Im Allgemeinen sind die.Speisen aus dem Pflanzenreiche gesün¬ 
der, als die Fleischspeisen. Die Fleischspeisen sind zwar nährend und 
kräftig, leichter verdaulich und nicht blähend; dagegen erhitzen und 
reizen sie das Blut und alle Werkzeuge des Körpers und sind sehr zur 
Fänlniß geneigt. Fettes und bluiiges Fleisch hat diese Nachtheile in 
hohem Grade. Kinder sollen darum nur wenig Fleisch essen. Das 
Pflanzenreich bietet eine weniger nährende, reizlosere, nicht zur Fäulniß 
geneigte Speise dar. Sie läßt das Blut kühl und stimmt den Men¬
	        
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