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und betete und ward sodann von zwei Löwen zerrissen und auf¬
gezehrt. Seine übrig gebliebenen Gebeine wurden gesammelt und
in Antiochia begraben.
Unter Kaiser Markus Aurelius wurden die Christen im
südlichen Frankreich und Kleinasien heftig verfolgt. Das blinde
Volk glaubte, daß die Christen schändliche Dinge begingen und
ergötzte sich daher an den gräßlichen Martern, unter welchen die
Christen ihr Leben verloren. Eine große Anzahl wurde gefoltert,
verbrannt, geschunden, von wilden Thieren zerrissen. In Lyon
wurde der 90jährige Bischof Pothinus so geschlagen, daß er nach
zwei Tagen starb. In Smyrna ward der Bischof P o l y ka r p u s,
90 Jahre alt, zum Feuertode verurtheilt und, weil er durch das
Feuer nicht getödtet werden konnte, erstochen. Andere geißelte man
so heftig, daß die Adern vom Fleische entblößt wurden. Nicht
weniger schrecklich ging es in Rom zu, wo der christliche Weltweise
Iustinus und viele Christen, welche den Götzen nicht opfern
wollten, hingerichtet wurden. Am blutigsten war die Verfolgung
derselben unter den Kaisern D e c i u s und D i o k l e t i a n. Decius
erließ gleich bei seinem Regierungsantritte ein Gesetz, dem gemäß
die Christen entweder den Göttern opfern oder mit dem Tode be¬
straft werden sollten. Es starben damals die Bischöfe von Rom,
Antiochia und Jerusalem. Furchtbare Marterwerkzeuge gebrauchte
man, um die Christen zum Abfalle zu bringen. Viele verläugneten
Christuo unter den Qualen der Folter; aber nicht weniger groß ist
die Zahl Derjenigen, welche Christus treu blieben. Diokletian
war den Christen abgeneigt, hielt es aber für unklug, eine so mäch¬
tige Partei in seinem Reiche zu vernichten, welche die schrecklichsten
Verfolgungen nicht ausrotten konnten. Bei einem öffentlichen Opfer,
das er halten ließ, weigerten sich die Christen, Antheil zu nehmen.
Da brach am 23. Februar 303 eine blutige Verfolgung aus. Ein
kaiserlicher Befehl entsetzte alle Christen ihrer Ehren und Würden,
gebot, alle Kirchen niederzureißen, die Kirchengüter in Staatsgut
zu verwandeln und die heiligen Bücher zu verbrennen; die Christen
sollten eingekerkert und, wenn sie nicht opferten, mit dem Tode be¬
straft werden. Feuer, welches in dem kaiserlichen Palaste aus¬
gebrochen war, reizte Diokletian noch mehr gegen die Christen an
seinem Hofe auf, und viele starben einen schrecklichen Martertod.
Unter Kaiser Konstantin wurde endlich den Christen völlige Reli¬
gionsfreiheit zu Theil.
Konstantin der Große.
Das römische Reich war durch die Unsittlichkeit der Kaiser
und ihre steten Kämpfe mit den Christen im Innern zerrüttet und
durch diese Schwäche auch an den Gränzen nicht stark genug, die
andringenden Germanen im Norden und die Parther im Osten
zurückzuhalten. Unter solchen traurigen Verhältnissen wurde Kon¬
stantin, nachmals der Große genannt, im Jahre 306 von seinen