Full text: Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen

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Wenzels Bruder, zum Throne, und es war nun seine erste Sorge 
dahin gerichtet, auch die Unordnung in der Kirche zu entfernen. Es 
wurde daher eine allgemeine Kirchenversammln n g nach 
Konstanz ausgeschrieben und am 16. November 1414 dieselbe er¬ 
öffnet. Hier wurden die drei Päpste abgesetzt, und Martin V., ein 
hochgebildeter, kluger, fester Mann, ward als Oberhaupt der 
Kirche ausgerufen. Auch wurde vor die Kirchenversammlung Jo¬ 
hann Huß, ein Prager Professor, der verderbliche, unchristliche 
Lehren verbreitete, geladen. Kaiser Sigismund versprach ihm siche¬ 
res Geleit, jedoch mit Vorbehalt der Rechtsübung. Huß wollte 
aber seine Lehren nicht widerrufen, wurde nun als Irrlehren seiner 
priesterlichen Würde verlustig erklärt und der weltlichen Obrigkeit 
zur Bestrafung übergeben. So wurde Huß nach den damaligen 
strengen Gesetzen lebendig verbrannt. Dasselbe Loos traf seinen 
Schüler Hieronymus von Prag. Hussens Anhänger, Hus- 
siten genannt, suchten in Böhmen die Lehren ihres Meisters 
mit Feuer und Schwert zu verbreiten. Die wilden Ziska, 
P r o k o p i u s der Große und P r o k o p i u 6 der Kleine führten 
sie in ihrem gräßlichen Vertilgungskriege gegen die Katholiken an. 
Bald aber zerfielen sie unter sich in Parteien, die Gemäßigten ver¬ 
einigten sich mit den Katholiken, die Strengen wurden besiegt und 
zum Frieden gezwungen. — Die große Unordnung und Schwäche 
des deutsäen Reiches endete mit Sigismunds Tod. Eine neue, 
bessere Zeit bricht nun für unser Vaterland an. Das Faustrecht 
hört auf, Gesetze und Ordnung beginnen, Deutschland wird mäch¬ 
tig und vom Auslande geachtet. Diese glückliche Umänderung 
haben wir den Kaisern aus dem Hause Oesterrich zu 
verdanken. In diesen Zeitraum gehören noch zwei derselben, 
Albrecht II. und Friedrich Ul., deren Regierung eine bessere 
Zeit anbahnte. Zur Zeit Friedrichs eroberten die Türken Konstan¬ 
tinopel am 29. Mai 1453. Umsonst waren seine Bemühungen, 
einen Kreuzzug gegen die Türken zu Stande zu bringen, denn 
überall herrschte Uneinigkeit im Reiche. Friedrich hatte noch die 
Freude erlebt, daß die deutschen Kurfürsten seinen Sohn Maxi¬ 
milian zum König wählten. 
Das Mittelalter. 
Im M i t t e l a l t e r oder in der Zeit von Karl dem 
Großen bis auf die Entdeckung Amerika's (800 - 1500) fanden 
Künste und Wissenschaften bei den Päpsten und Kaisern vor¬ 
züglichen Schutz. Gern hörte man Dichter zur Harfe singen. Man 
nannte sie Minnesänger und später, da sie handwerksmäßig die 
Dichtkunst betrieben, M e i st e r s ä n g e r. In den Klosterschulen 
wurden die Wissenschaften fleißig betrieben, welche dilrch Stiftung 
der Universitäten zu Prag, Wien, Heidelberg, Köln, Erfurt, 
Leipzig, Freiburg, Basel, Mainz u. s. w. und durch Wieder- 
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