4. Das Frankenreich. 81
nach tapferer Gegenwehr, bei der auch ihr König fiel, in die Flucht. 506
Der Ort der Schlacht ist nicht bekannt. Die Überwundenen wurden
tributpflichtig und mußten ihre Grenzgebiete fränkischen Ansiedlern über¬
lassen. Letztere übertrugen ihren Volksnamen „Franken" auf die damals
von ihnen besetzten Main- und Neckargegenden.
d) Schlacht bei Vougl6*) (507). Durch die Eroberung des Reiches
des Syagrius waren die Franken Nachbarn der Westgoten geworden.
In der Schlacht bei Vougle [unweit Poitiers**)^ besiegte Clodwig die
letzteren im Jahre 507. Ihr König fiel von seiner Hand. Das west- 507
gotische Gallien ward die Beute des Siegers. Nur Septimanien, das
Küstengebiet zwischen Pyrenäen und Rhonemündung, rettete ein ost¬
gotisches Hilfsheer dem Sohne des gefallenen Königs, einem Enkel
Theodorichs des Großen. Toledo wurde jetzt die Hauptstadt des West¬
gotenreichs, wie Paris die der Franken.
Übertritt zum Christentum (506). Wenngleich das Christentum
zur Zeit Chlodwigs unter den Franken bereits einzelne Anhänger ge¬
funden hatte, so war doch die große Volksmasse noch heidnisch. Die
unterworfenen Gallier hingegen bekannten sich zum Katholizismus.
Chlodwig zeigte sich dem Christentum gegenüber stets sehr duldsam.
Seine Gemahlin Chlotilde war Christin; auf ihre Bitten gestattete er
es, daß auch seine Söhne getauft wurden. Aus letzterem Umstande ist
zu ersehen, daß mit seinem von politischen Erwägungen jedenfalls nicht
unbeeinflußten Willen König und Volk der Franken in absehbarer Zeit
dem Christentum zugeführt werden sollten. Dies trat noch bei seinen
Lebzeiten ein. Am Weihnachtsfeste 506 ließ sich Chlodwig mit seiner 506
Schwester und 3000 vornehmen Franken vom Bischof Remigius in
Reims***) taufen. In verhältnismäßig kurzer Zeit vollzog sich die
Bekehrung des gesamten Volkes. Der Papst war über die Taufe
Chlodwigs um so mehr erfreut, als alle übrigen christlichen Germanen¬
könige Arianer waren. Er verlieh ihm den Beinamen: „Allerchristlichster
König", den die Könige Frankreichs bis in unser Jahrhundert geführt
haben. In politischer Beziehung erwies sich die Annahme des katho¬
lischen Christentums für Chlodwig und seine Nachkommen als vorteil¬
haft. Die in Glaubensangelegenheiten bedrückten Katholiken in den be¬
nachbarten Reichen arianischer Könige sahen in den Merowingern fortan
die Befreier von einer verhaßten Herrschaft. Das zeigte sich schon im
Westgotenkriege, für den Chlodwig als Vorwand die Erlösung der
gallischen Glaubensbrüder vom Joche der westgotischen Arianer benutzte.
Ebenso erwies sich die hergestellte Glaubensgemeinschaft als ein starkes
23ant) zur Erhaltung des aus verschiedenen Völkern zusammengefügten
Staatswesens. 19
*) Sprich: rangle.
**) Sprich: poatie.
***) Sprich: rärrß.
Tschauder u. Richter, Hilfsbuch. 6