Full text: Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule

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Erdbeschreibung (Geographie). 
Die Erdbeschreibung belehrt uns über die Oberfläche der Erde-. 
Sie macht uns zuvörderst mit der Gestalt, der Größe und der Eintheilung 
der Erde bekannt, so daß wir uns auf ihr zurecht finden können. Sie zeigt 
uns ferner, wie die Erzeugnisse und Erscheinungen der Natur auf der Erde 
verbreitet sind, und welche Beschäftigungen die Menschen auf ihr treiben, 
und welche Einrichtungen dieselben getroffen haben. Aber wir erfahren 
durch sie auch, in welchem Verhältnisse die Erde zu andern Weltkörpern steht. 
1. Horizont. 
Wenn wir im Freien auf einem Punkte stehen, von welchem aus wir 
eine weite Aussicht haben: so hat das Stück Land, welches wir übersehen, 
die Gestalt einer Scheibe. Seine Grenze scheint der Himmel zu sein, wel¬ 
cher sich wie ein Gewölbe auf die Erde herabsenkt. Wir selbst stehen im 
Mittelpunkte dieser Kreisfläche. Aber wir verändern unsern Standort. 
Wird uns dann die Gestalt des Stückes Land, auf welchem wir uns nun¬ 
mehr befinden, anders vorkommen, oder werden wir dem sich vor uns nie¬ 
dersenkenden Himmelsgewölbe näher kommen? Nein; vielmehr wo wir 
uns auch auf dem Lande oder auf dem Meere befinden, überall wird uns 
das Stück der Erdoberfläche, welches uns umgibt, kreisrund erscheinen; nir¬ 
gends werden wir dem dasselbe begrenzenden Himmelsgewölbe näher kom¬ 
men. Die Kreislinie nun, über welche man nirgends hinaussehen kann, 
heißt der Gesichtskreis, Horizont. Um sich nun überall auf der 
Erde in diesem Kreise zurecht zu finden, theilt man ihn nach den Orten, an 
denen wir zu den verschiedenen Zeiten des Tages die Sonne am Himmel 
erblicken, in die vier Himmelsgegenden ein. Diejenige Gegend des Him¬ 
mels, in welcher wir die Sonne an jedem Tage- des Mittags am höchsten 
stehen sehen, nennen wir den Süden; diejenige, welche ihr entgegenge¬ 
setzt ist, in welcher wir die Sonne niemals, in hellen Nächten aber das 
Gestirn des großen Bären oder Wagen sehen, heißt der Norden. Kehren 
wir uns nun mit dem Gesichte nach Süden und mit dem Rücken nach Nor¬ 
den: so liegt links der Osten, wo wir die Sonne des Morgens um 6 Uhr 
zuerst wahrnehmen, und rechts der Westen, wo des Abends die Sonne 
vor uns verschwindet. (In den Büchern über Erdbeschreibung bezeichnet 
man die Himmelsgegenden gemeiniglich mit den Anfangsbuchstaben: O. 
S. W. N.) Allein dies reicht zu einer genauern Bestimmung der Richtung, 
welche man nach einem Orte zu nehmen hat, noch nicht hin. Man zerfällt 
deshalb jede Himmelsgegend in zwei Hälften und spricht dann von Süd- 
ost, Südwest, Nordwest und Nordost (abgekürzt: SO., SW., NW., 
NO.) So finden wir uns auf demselben Stücke der Erdoberfläche zurecht, 
auf welchem wir uns selbst befinden. Aber wie mag dies auf der ganzen 
Erde geschehen? Laß uns hierüber das Weitere hören!
	        
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