Full text: Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule

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Parallelkreise heißen auch Breitenkreise. Allein die Angabe des Parallel¬ 
kreises, auf welchem ein Ort liegt, reicht noch nicht zu, um seine Lage auf 
der Erde zu finden. Denn dieser Kreis geht ja um die ganze Erde herum; 
man weiß demnach noch nicht, auf welchem Punkte desselben ein Ort liege. 
Deshalb zieht man noch andere Kreise auf der Erdkugeloberfläche, welche 
von N. nach S. gehen, und von denen die Parallelkreise unter rechten 
Winkeln durchschnitten werden. Diese Kreise werden M i t t a g s k r e i s e 
(Meridiane) genannt. Man könnte ihrer zwar sehr viele denken; allein 
man nimmt ihrer 360 an. Warum? Weil man die Mittellinie und sämmt¬ 
liche Parallelkreise, wie alle Kreise, in 360 gleiche Theile oder Grade ein¬ 
theilt. Man legt nämlich über jeden Grad der Mittellinie und aller Pa¬ 
rallelkreise einen Mittagskreis. Einer dieser Mittagskreise wird als der 
erste angenommen, und zwar gewöhnlich derjenige, welcher bei der west¬ 
afrikanischen Insel Ferro vorbeigeht. Dieser erste Meridian theilt die Erde 
in eine von ihm nach O. gelegene östliche und in eine von ihm nach W. ge¬ 
legene westliche Halbkugel. Wie man nun vermittelst der Parallelkreise 
den Abstand eines Ortes von der Mittellinie nach N. oder S. bestimmt: 
»so bestimmt man nach dem ersten Meridian den Abstand eines Ortes von 
ihm nach O. oder W. Dies nennt man die östliche Länge (Östlichkeit) 
oder westliche Länge (W e st l i ch k e i t) eines Ortes. Dabei zählt man nun 
entweder alle Meridiane vom ersten an um die ganze Erde nach O.; dann 
haben alle Orte Östlichkeit; oder man zählt nach beiden Seiten zugleich 
nach O. und nach W. Dann haben die vom ersten Meridiane nach O. ge¬ 
legenen Orte Ostlichkeit, die westlich von ihm gelegenen Westlichkeit. Wie 
nun über jeden Grad der Parallelkreise ein Mittagskreis gelegt ist: so geht 
auch über jeden Grad der Mittagskreise ein Parallelkreis. Will man also 
die Lage eines Ortes auf der Oberfläche der Erdkugel genau angeben: so 
muß man wissen, welcher Parallelkreis und welcher Mittagskreis sich auf 
ihm schneiden. So entsteht ein Netz von Kreislinien auf dem Bilde der 
Erdkugel. 
3. Zonen, Abbildung und Größe der Grde. 
Unter den Parallelkreisen sind besonders die beiden Wendekreise und 
die beiden Polarkreise anzuführen. In der Figur I ist der nördliche Wende¬ 
kreis mit NW., der südliche mit sw., der nördliche Polarkreis mit NP., 
der südliche mit SP. bezeichnet. Diese Kreislinien dienen dazu, die Erd¬ 
oberfläche in fünf Streifen oder Zonen (Gürtel) einzutheilen. Der von 
der Mittellinie AQ. durchzogene Erdgürtel zwischen den beiden Wende¬ 
kreisen NW. und SW. heißt die heiße Zone; der zwischen dem nörd¬ 
lichen Wendekreise NW. und dem nördlichen Polarkreise NP. die ge¬ 
mäß i g te N o r d z o n e; der zwischen dem südlichen Wendekreise SW und 
bem südlichen Polarkreise >P. die gemäßigte Südzone; der vom 
nördlichen Polarkreise NP. eingeschlossene Erdstrich ist die kalte Nord- 
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