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und üben sich schon vorher im geselligen Fluge, bevor sie die
Reise nach wärmeren Ländern antreten.
Nach dem Lehr- und Lesebuch.
Der Steinadler.
Der Steinadler gehört zu den grössten Raubvögeln, welche
wir kennen. Er hat eine prächtige Gestalt, wird gegen 3 Fuss
hoch und misst mit ausgebreiteten Flügeln beinahe 10 Fuss. Sein
Gefieder ist im Ganzen dunkelbraun, am Kopfe und Halse ge¬
wöhnlich heller. Die starken Füsse sind mit schmutzig gelben
oder lichtbraunen wolligen Federn bekleidet. Der Schwanz sieht
von der W urzel bis zur Mitte weiss, übrigens dunkelfarbig aus.
Der starke Schnabel des Adlers ist gleich von der Wurzel an ge¬
krümmt, während er bei den Geiern, einer andern Gattung, nur
an der Spitze hakenförmig gebogen ist. Der Steinadler hält sich
in den gemässigten Gegenden der Erde, in Hochgebirgen und
grossen Wäldern auf. Er horstet nur auf hohen Bäumen und un¬
zugänglichen Felsen. Seine liebste Nahrung sind Hasen, wilde
Gänse, junge Hirsche und Rehe; indessen verschmäht er auch
Kälber, Lämmer und allerhand Geflügel nicht. Seinen scharfen
Augen entgeht Nichts, was ihm zur Beute dienen kann. Hat er
ein Thier erspäht, so senkt er sich zuerst etwas herab, stürzt sich
dann pfeilschnell in schräger Richtung darauf, erfasst es mit sei¬
nen Klauen und entführt es durch die Lüfte. Die edle Haltung
des Adlers, seine bewunderungswürdige Kraft, sein Muth, sein
hoher Flug und vielleicht auch sein über hundert Jahr geschätz¬
tes Alter haben ihm den Titel des Königs der Vögel erworben.
Vielleicht aber fällt Einem von euch ein, dass es ausser dem Adler
noch einen Vogelkönig giebt. Dem ist auch so; allein dieser an¬
dere befiederte König ist winzig klein und heisst seltsam genug,
der Zaunkönig. Nach dem Lehr- und Lesebuch.
Die Nachtigall.
Die Nachtigall gehört zu den Singvögeln, unter welchen sie
als der reizendste Sänger die erste Stelle verdient. An Grösse
übertrifft sie den Haussperling. Sie hat eindn dünnen, geraden,
pfriemenförmigen Schnabel, welcher spitz zuläuft, mit fast gleichen
Kinnladen und am obern Theile einen Einschnitt. Ihr Gefieder
ist ziemlich einfach, aber dennoch angenehm von Farbe, oberhalb
röthlich, grau oder fast zimmetbraun, am Unterleibe weissgrau und
am Schwänze bräunlich. — Dieser Vogel verbreitet sich über alle
Länder Europas von Sicilien bis Schweden hinauf; wird aber in
manchen zwischenliegenden Gegenden nicht gesehen. In Deutsch¬
land findet man ihn in den meisten Gegenden, die Haine und
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