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ein langgezogener, spärlich mit Laubgebüsch bewachsener Berg¬
rücken, an dessen Nordseite ein kleiner Gebirgsbach durch die
Tannenwälder dahin hiesst. Dieser auffallende Gebirgsstock, der
wie ein grosser riesiger Sarg in die höher liegenden Bergketten
eingesenkt liegt, besteht ganz aus Serpentin, jener bekannten Fels-
art, die um ihrer schönen Farbenzeichnung willen längst ein Ge¬
genstand der Verarbeitung geworden ist. Der Serpentinsteinfels
ist übrigens durchaus kein seltenes Vorkommen, namentlich tritt
er bei Waldheim weit mächtiger auf; aber der zöblitzer Serpen¬
tin ist von allen Arten der einzige, der sich wegen der Milde und
Weichheit auf der Drehbank gut verarbeiten lässt und der alle
*dte bekannten Gerätschaften und Kunstgegenstände liefert, die
bis nach Amerika versendet werden. Seit länger als 200 Jahren
besteht schon in Zöblitz eine Innung von Serpentinsteindrechslern,
die einzige auf der ganzen Erde, eine grosse Anzahl Meister und
Gesellen zählend.
2) Die sächsischen Topasfelsen. Mitten in einer
öden und rauhen, fast unbewohnten Waldgegend im Voigtlande,
zwischen Schöneck und Gottesberg, ragt ein gegen 60 Fuss hoher
weissgrauer Felsen aus dem granitartigen Gneussgebirge hervor,
der Schneckenstein genannt. Frei und kahl steht er da und ist,
von einer gewissen Entfernung aus gesehen, gar nicht auffallend.
Durch eine offene senkrechte Spaltung wird er in zwei Hälften,
eine östliche und eine westliche, getheilt, von denen die letztere
ein wenig niedriger ist. Das Gestein besteht aus einem feinen,
sandigen Gemenge von Quarz, mit dunkel- und schwarzgrünen
Schörlstrahlen durchzogen, und beigemischten Glimmertheilehen.
Eine unzählige Menge von Höhlungen durchziehen die Felsmasse,
an deren inneren Wänden die schönsten Quarzkrystalle sich her¬
ausgebildet haben. Dazwischen ist die gelbbraune, hellgelbe oder
weissliche Topasmasse gelagert, und die Topaskrystalle sind meist
auf den Quarzkrystallen, von denen sie aber leicht sich losbrechen
lassen, festgewachsen. Sie erscheinen als achtseitige Prismen, die
oben in eine stark abgestumpfte Pyramide auslauten, und sind so
hart und nehmen beim Schleifen einen so vortrefflichen Glanz
an, dass sie als Edelsteine sehr geschätzt werden, und die weissen
fast den Diamanten gleich kommen.
3) Die Elsterperlen. Dasselbe Voigtland birgt noch einen
Schatz, die Perlmuscheln in der weissen Elster. Innerhalb der
Bezirke Adorf, Ölsnitz, Plauen und Elsterberg wird die Perlen¬
muschel angetroffen und ist da ein Gegenstand besonderer Auf¬
merksamkeit und Pflege. Acht einzelne Bäche und 23 Mühlgra¬
ben sind gleichfalls muschelführend. An einsamen Orten, wo das
Wasser ruhig über den mergel- und kalkhaltigen Boden wegfliesst,