Full text: Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule

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Otto bei all seinem Reichthume nicht glücklich. Denn durch ungerechte 
Vorliebe für seinen jüngeren Sohn Dietrich, reizte er den ältern, 
Albrecht, zur Empörung gegen sich und zum Kämpfe gegen den Bru¬ 
der, welcher auch nach dem Tode des Vaters noch fortdauerte. Dietrich 
überlebte seinen Bruder. Sein Sohn, Heinrich der Erlauchte, sah nach 
langen Stürmen wieder das Glück im Hause Wettin, doch nur auf kurze 
Zeit, einkehren. 
1<8. Thüringen. Heinrich der Erlauchte. 
Du weißt, daß das Flüßchen Pleiße in der Nähe von Zwickau seinen 
Ursprung hat. Gehst du diesem Flüßchen nach: so führt es dich über 
Werdau und Crimmitschau unweit Altenburg vorüber bis Leipzig. Unter¬ 
halb dieser Stadt fällt es in die weiße Elster,, welche sich später in die 
Saale ergießt. Gehst du nun von da an über Merseburg und Weißensels 
die Saale auswärts: so gelangst du zur Mündung des bedeutenden Flusses 
Unstrut in die Saale. An beiden Seiten dieses Flusses liegt das gesegnete 
Thüringen, Dahin waren die Slaven nicht vorgedrungen, sondern es war 
von einem rein deutschen Volke bewohnt. Die Saale schied die Deutschen 
und die Slaven von einander. Dieses Land hatte, ehe Heinrich von 
Meißen in den Besitz desselben gelangte, unter sogenannten Landgrafen 
gestanden. Die meisten derselben führten den Namen Ludwig; ihre Ge¬ 
schichte ist zum Theil mit Sagen durchwebt. Da wird uns von einem Lud¬ 
wig erzählt, daß er einen Sprung vom Mebichensteme bei Halle in die 
Saale gethan habe, wie denselben ein Mensch gar nicht ausführen kann. 
Da wird uns mancherlei von einem Landgrafen Ludwig dem Eisernen be¬ 
richtet. Anderes dagegen beruht in Wahrheit. Dahin gehört die Geschichte 
von Ludwig dem Heiligen und seiner Gemahlin, der heiligen Elisa¬ 
beth. Er erwarb diesen Beinamen durch seine Frömmigkeit. Als echten 
Biedermann bewährte er sich gegen seinen Neffen, Heinrich den Erlauchten 
von Meißen, als er die Vormundschaft über denselben führte und die 
Rechte desselben ernstlich wahrte. Seine Gemahlin verdiente denselben 
durch das musterhafte Frauenleben, welches sie noch jetzt zum Gegenstand 
der Ehrfurcht macht. Aus Ungarn, von wo einst so vieles Unglück über 
Thüringen gekommen war, kam die junge Königstochter Elisabeth und ver¬ 
breitete in dem Lande ihres Gemahls tausend Segnungen. Von ihrer 
Schwiegermutter ward sie mit tückischer Bosheit verfolgt, und doch wußte 
sie dieselbe durch Sanftmuth zu besiegen und durch unerschütterliche Liebe 
und Treue ihres Gemahles Zuneigung sich zu erhalten. Während er mit 
großmüthiger Tapferkeit die Schwachen schützte, waltete sie daheim in wohl¬ 
thätiger Milde als die treue Landesmutter über ihre von Seuchen und Hun¬ 
gersnoth arg geplagten Unterthanen durch Gaben der Liebe, welche sie sich oft 
genug selbst abgedarbt hatte. Mit frommer Ergebung in Gottes Willen er¬ 
trug sie ihr Schicksal als ihr hochherziger Gemahl auf einem Kriegszuge in's
	        
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