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und die Waarensendungen auf die Straßen. Gleichwohl erscholl oft
genug das Jammergeschrei der Wittwen und Waisen durch die Straßen,
wenn ihnen der Gatte und Vater von den Knechten der feindlichen Ritter
draußen erschlagen worden war. Glücklich kamen noch die Reichen weg,
welche blos auf d e Raubburgen geschleppt wurden, um von ihren An¬
gehörigen mit großen Summen ausgelöst zu werden. Hierzu kamen oft
noch Pest unv Hungersnoth, denen die Städte eben so wenig entgingen,
wie das platte Land. Gegen jene ist der Städter jetzt durch viele ärzt¬
liche Vorkehrungen, gegen diese durch mancherlei heilsame Anstalten ge¬
schützt. Würde derselbe daher seine jetzigen Verhältnisse mit den ehe¬
maligen vertauschen wollen?
Auch in den höheren Ständen ist es bester geworden. Sonst
waren immerwährende große u. kleine Kriege u. Jagd die fast ausschlie߬
liche Beschäftigung der Edelleute; wüste Gelage und geschmacklose Klei¬
derpracht ihr Vergnügen. Jetzt beschäftigen sich unsere Edelleute mit
der Emporbringung des Landbaues, oder mit den Wistenschaften, oder
sie dienen dem Staate.
Wo nun Alles zum Bestern fortgeschritten ist: da sind auch die¬
jenigen nicht zurückgeblieben, welche im Staate obenan stehen. Auch die
Fürsten sind aufgeklärter und glücklicher geworden. Nicht Lieblings¬
neigung ist ihnen der Krieg, sondern schmerzliche Nothwendigkeit, wenn
es gilt, ihre Staaten zu schützen: lieber wenden sie ihre Kraft auf das
lohnende Geschäft, die Segnungen des Friedens in Ackerbau und Ge¬
werbe, Kunst und Wissenschaft zu verbreiten. Nicht mehr vergeuden sie
den Schweiß des Volkes rn prunkhaften Gelagen; sie misten mit Ge¬
schmack und Sparsamkeit zu genießen. Nicht mehr ergötzen sie sich an
Hofnarren und Pritschmeistern; sie haben edlere Genüsse kennen und
würdigen gelernt. Auch der Bürger und Bauer nahet ihnen mit dem
Vertrauen, daß die Gesetze vor Willkür schützen. So ist es denn bester
geworden in Stadt und Land, in den niedrigsten Ständen, wie in den
höchsten. Und wodurch? Dadurch, daß unsere Vorfahren die Hände
nicht in den Schooß gelegt u. nicht nur für die Spanne Zeit ihres Lebens
kleinlich gesorgt, sondern im Vertrauen auf Gottes Fürsehung gesäet
haben für die Zukunft, seit Jahrtausenden für uns gewirkt haben. So
laßt auch uns hingehen und für die Nachwelt, auch für die späteste
Nachwelt wirken! Aber eines wollen wir auch bei dem ernstlichsten
und redlichsten Eifer nicht vergessen: „Wo der Herr nicht das Hau§
bauet: so arbeiten umsonst die daran bauen. Wo der Herr nicht die
Stadt behütet: so wachet der Wächter umsonst." (Psalm 127, 1.)
38. Die Erfindung der Buchdruckerkunst.
Tie Buchdruckerkunst ist eine Erfindung der Deutschen und geschah um's
Jahr 1440. Bis dahin mußte man sich der geschriebenen Bücher bedienen.
Wollte Jeniand ein Buch haben, so ging er zu einem Mönche, der im Schrei¬
ben geschickt war — denn die Mönche beschäftigten sich fast allein damit, —