Full text: Von Goethe bis zur Gegenwart (Band 2, [Schülerband])

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fortschreitend mit dem Chaos enden müsse. Demt mit den zahllosen 
Fächert: seiner immer bewegten Zweige und Blätter erregt der Wald, 
einem Wehre vergleichbar, den Luftstrom zu unaufhörlichen Kreisungen; 
Gase steigen in ihm auf und ab; was dem Menschen- und Tierleben 
Verderben bringen müßte, atmet er begierig ein und haucht es wieder 
aus als Luft des Lebens; Wolken und Nebel, Regen tittb Tau, 
Ströme und Quellen gebiert er in seinem Schoße, und die länder- 
durchschweifenden Winde sättigt er mit nährenden Elementen. 
Wie in den Alpen der „Bannwald" den Sturz der Lawine 
hemmt, so wehrt er am Meeresnfer dem Zuge des Dünensandes; und 
während er um die Saat des Nordländers einen wärmenden Mantel 
hüllt, deckt er sie im Süden vor dem Strahl der sengenden Sonne. 
Wo die Laubwälder vertilgt sind, da nehmen die Winde jene Eigen¬ 
schaften an, welche ihnen Hippokrates beilegt: sie streichen trocken über 
die Flächen, Vampiren gleich das Mark der Erde saugend, und statt 
Träger des Lebens zu sein, zeugen sie Siechtum und Tod. Man 
erinnere sich der Campagna, deren blühende Gefilde seit Jahrhunderten 
in eine fieberbrütende Öde verwandelt worden. Oder man durch¬ 
wandere die Westküste des baltischen Meeres und sehe, wie die Düne 
leisen, aber sicheren Schrittes ins Land schleicht und über ehedem 
fruchtbare Striche das zehrende Nessushemd wirft. Meilenweit führen 
die Winde den losgewühlten Staub, bis dichter Pflanzenwuchs einen 
Damm entgegensetzt. Aber auch dieser vermag, seiner alten Vor¬ 
mauern beraubt, nicht mehr zu widerstehen. Bald versinkt das Unter¬ 
holz tu der Überwehung; selbst die ältesten Bäume erliegen. Denn 
in alle Fugen und Poren, in die verborgensten Adern des Stammes 
und Geästes drängt sich die erstickende, versteinernde Saat, und die 
Menge der gebrochenen oder mastgleich emporstehenden Säulen mehrt 
sich von Jahr zu Jahr, und immer tiefer hinein verfolgt man die 
Siegeszeichen der Verheerung. Mit dem Absterben des Pflanzenlebens 
verschwand auch das Menschenleben von diesen Strecken. Viele Dörfer, 
in denen sonst Fischer und Hirten sich nährten, sind vom Sande be¬ 
graben. 
Doch ist Deutschland wenigsieits tncht waldarm zu nennen; der 
Süden ist sogar reich an Wald. Im Norden unseres Vaterlandes 
aber zeigt die Tiefebene noch manches frische, selbst großartige Wald¬ 
bild, und über die Berge Thüringens und des Harzes spannt sich 
noch wie vor ttralters der rauschettde Bogen. Man wird eben tticht 
fragen dürfen, wo die schüttere Waldlandschaft sei. Denn der Wald 
entwickelt hier andere Eigentümlichkeiten als dort, und wenn es gilt, 
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