Full text: Belehrendes Lese- und Unterrichtsbuch für badische Volksschulen

Die Thiere. 
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Manche Vögel brüten abwechselnd die Eier aus, nämlich Männ¬ 
chen und Weibchen; bei andern brütet bloß das Weibchen, wie 
die Henne; bei manchen unterhält das Männchen das Weibchen, 
wenn dasselbe brütet, durch lieblichen Gesang, wie die Nachti¬ 
gall, weswegen auch dieser Vogel nur zur Brütezeit singt oder 
schlägt. 
Wenn die Jungen ausgekrochen sind, sind die alten Vögel 
auf das Emßigste beflissen, für sie Nahrung zu suchen. Wenn 
es regnet, oder wenn die Witterung kühl wird und bei Nacht, 
setzen oder stellen sich die alten Vögel so über die Jungen im 
Neste, oder breiten ihre Flügel über dieselben, daß sie geschützt 
sind und warm gehalten werden. Wenn sich die Jungen im 
Fliegen üben sollen, so locken die alten sie aus dem Neste, 
fliegen ihnen kleine Strecken voraus, zwitschern ihnen zu; 
manche fliegen unter ihren Jungen, die sich von großen Höhen 
herab versuchen müssen, her und fangen sie mit den Flügeln 
«uf> damit sie nicht in Abgründe stürzen. 
Diejenigen Thiere, welche lebendige Jungen zur Welt 
bringen, nehmen sich derselben mit vieler Liebe an. Die 
Weibchen derselben säugen sie mit ihrer eigenen Milch, belecken 
sie, um sie von allem Unrath zu reinigen, tragen sie weg lind 
verstecken sie, wen» sich ihnen eine Gefahr naht. Wachsen die 
Jungen heran, so spielen die alten mit den Jungen, führen sie 
auf die Weide oder leiten sie an, ihre Beute zu erhaschen und 
lehren sie, ihren Feinden zu entgehen. Manche von ihnen 
haben eine Falte in der Bauchhaut, so daß dieselbe einen Sack 
bildet, in den sie ihre Jungen aufnehmen, darin wärmen und 
so lange säugen, bis sie sich ihre Nahrung suchen können; bei 
Gefahr flüchten sich die Jungen wieder in den Sack ihrer 
Mutter; Thiere dieser Art sind die Beutelthiere, die cs aber 
nicht bei uns gibt. 
Merkwürdig ist, daß sich auch solche Thiere ihrer Jungen 
mit großer Sorgfalt annehmen und dieselben pflegen, welche 
gegen andere Thiere sich feindlich verhalten und grausam sind. 
Thiere, welche lebendige Jungen zur Welt bringen und 
dieselben mit ihrer eigenen Milch nähren, und sie schützen und 
Stern, Unterr. 2te Slufl. 2
	        
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