Die Thiere.
17
Manche Vögel brüten abwechselnd die Eier aus, nämlich Männ¬
chen und Weibchen; bei andern brütet bloß das Weibchen, wie
die Henne; bei manchen unterhält das Männchen das Weibchen,
wenn dasselbe brütet, durch lieblichen Gesang, wie die Nachti¬
gall, weswegen auch dieser Vogel nur zur Brütezeit singt oder
schlägt.
Wenn die Jungen ausgekrochen sind, sind die alten Vögel
auf das Emßigste beflissen, für sie Nahrung zu suchen. Wenn
es regnet, oder wenn die Witterung kühl wird und bei Nacht,
setzen oder stellen sich die alten Vögel so über die Jungen im
Neste, oder breiten ihre Flügel über dieselben, daß sie geschützt
sind und warm gehalten werden. Wenn sich die Jungen im
Fliegen üben sollen, so locken die alten sie aus dem Neste,
fliegen ihnen kleine Strecken voraus, zwitschern ihnen zu;
manche fliegen unter ihren Jungen, die sich von großen Höhen
herab versuchen müssen, her und fangen sie mit den Flügeln
«uf> damit sie nicht in Abgründe stürzen.
Diejenigen Thiere, welche lebendige Jungen zur Welt
bringen, nehmen sich derselben mit vieler Liebe an. Die
Weibchen derselben säugen sie mit ihrer eigenen Milch, belecken
sie, um sie von allem Unrath zu reinigen, tragen sie weg lind
verstecken sie, wen» sich ihnen eine Gefahr naht. Wachsen die
Jungen heran, so spielen die alten mit den Jungen, führen sie
auf die Weide oder leiten sie an, ihre Beute zu erhaschen und
lehren sie, ihren Feinden zu entgehen. Manche von ihnen
haben eine Falte in der Bauchhaut, so daß dieselbe einen Sack
bildet, in den sie ihre Jungen aufnehmen, darin wärmen und
so lange säugen, bis sie sich ihre Nahrung suchen können; bei
Gefahr flüchten sich die Jungen wieder in den Sack ihrer
Mutter; Thiere dieser Art sind die Beutelthiere, die cs aber
nicht bei uns gibt.
Merkwürdig ist, daß sich auch solche Thiere ihrer Jungen
mit großer Sorgfalt annehmen und dieselben pflegen, welche
gegen andere Thiere sich feindlich verhalten und grausam sind.
Thiere, welche lebendige Jungen zur Welt bringen und
dieselben mit ihrer eigenen Milch nähren, und sie schützen und
Stern, Unterr. 2te Slufl. 2