Full text: Neues Lesebuch für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Volksschulen

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vrn oder Zwiebeln zu kauen und de» Mund mit Essig auszuspülen, ehe »ia» 
zu de». Kranken geht. Alan muß nicht furchtsam sein, drin Kranken nicht 
die Hand geben, nach dem Krankenbesuche aber gleich Hände und Gesicht wa¬ 
sche», und den Mund mit Weinessig ausspülen. Krankenwärter müsse» sich 
einsam halten, damit kein anderer durch sie angesteckt werde, ihm seine Krank¬ 
heit nicht gefährlich vorstellen, sondern ihm etwas Angenehmes erzählen und 
ihn durch tröstliche Sprüche aus Gottes Wort aufzurichten suchen. 
üä. Rettung ans Todesgefahren. 
Gewiß, Kinder! viele Erstickte, Erhängte, Ertrunkene, vorn Blitz Getroffene, 
tlnd Ersrorne könnten gerettet werden, wenn man nur die rechten Mittel zu 
ihrer Wiederbelebung anwendete. Biele kennen leider diese Mittel gar nicht, 
und wissen also nicht zu helfen, wenn sic auch noch so gerne wollten. Gebt 
also recht Achtung, und prägt euch das Folgende tief ein; denn ihr wißt nicht, 
ob ihr nicht vielleicht einmal einem eurer Mitmenschen dadurch daö Lehen ret¬ 
ten könnt. 
n. Rettung erstickter, erhängter, ertrunkener, von» Blitz 
getroffener, und in tvdtcnglcichcr -Lchurnacht liegender 
Personen. 
Man entferne zuerst so schnell wie möglich die Todesursache; schneide also 
bei Erhängte» den Strick entzwei, und lege sie sanft zur Erde, ziehe die i», 
Wasser Verunglückten aus dems.lben heraus, und bringe die Erstickten in reine Luft. 
. Mail entkleide den Verunglückte», und suche so geschwind und so allge¬ 
mein als möglich Wärme zu erwecken. Das Beste dazu ist ein lauwarmes 
Bad; fehlt dies, dann das Bedecken mit warmem Sand, Asche, oder dicken 
erwärmten Decken und Betten. 
Plan blase dein Verunglückten Lust ein, indem die Aase desselben zugehal¬ 
ten wird, wenn sich die Nippen davon ausdehnen, drücke man sanft zwischen 
'Bauch und Brust, treibe aus solche Art die Lust wieder heraus und fahre so 
eine Zeitlang, mit dem Einblasen und WiederauStrcibcn der Lust abwechselnd, fort. 
Man lasse von Zeit zu Zeit aus einer gewissen Höhe Tropfen von eiskal¬ 
tem Wasser auf die Herzgrube fallen. 
Man reibe und bürste Hände, Fußsohlen, Unterleib und Rücken, man reize 
empfindliche Körpcrtheile z. B. Hand- und Fußsohle» durch Stechen, Schnei 
den und Auströpseln von geschmolzenem Siegellack, Nase und Schlund mit¬ 
telst einer Feder, die Auge» durch vorgehaltenes Licht, das Gehör drirch eineii 
starken Schall u. s. lv. 
Sobalv man einige Lebenszeichen bemerkt, gebe man dem Unglücklichen ei¬ 
nen Löffel voll guten Wein, und wiederhole dies öfter. Zm Nothfall dient 
auch Branntwein, mit doppelt so viel Wasser vermischt. 
Bei den vom Blitze Getroffenen ist auch das Erdbad anzuwenden. Via» 
lege sic entweder mit dem offnen Munde auf einen Fleck frisch aufgegrabener 
Erde, oder scharre sic bis an den Hals in frisch umgegrabenes Land. 
t>. Rettung der Erfrornen. 
Diese muß man ja nicht in die Wärme bringen, weil dadurch der schwache 
LcbenSsunkcn vellig verlöscht. Ist Schnee vorhanden, so ist kein besseres Mit¬ 
tel, als sic bis an de» Kopf in den Schnee zu scharren; ist kein Schnee da, 
so muß man sie in ein Bad von eiskaltem Wasser lege». Hierin erholt sieh 
das Leben von selbst und sobald sich wieder Lebensäußerung zeigt, was man 
am leichtesten an einer vor die Nase gehaltenen Flaumfeder gewahr wird, so 
flöße man den Kranken warmen Thee mit Wein ein, und bringe ihn in ein 
nnerwärmtkS Bett. 
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