VII. Deutschland. Anhaltische Länder. 131
an 150 060 Einw. Diese, wie auch die Fürsten, sind rcfcrmtrf,
doch giebt es auch mehrere lutherische und einige katholische Ge¬
meinden und besonders viele Juden.
A. Das Herzogthum Dessau, 16 72 □ uní) an
66000 Einw, von der Elbe und Mulde durchströmt, hat nur auf
dem linken Elbufer guten Boden, ist aber durch den letztverstorbe¬
nen Herzog in einen freundlichen Garten verwandelt; es hat noch
große Wälder und einen sehr ansehnlichen Wildstand. Die Haupt¬
stadt Dessau, an der Mulde, 1 St. vor ihrem Einfluß in die
Elbe, zahlt an 10000 Einw., worunter über 900 Juden. Das
Schloß ist zum Theil noch aus dem 14ten Jahrhundert. Die
Stadt und Umgegend sind überaus freundlich. In der Nähe lie¬
gen die Luftschlösser Georgium, Louisium und Vogelherd.
Zwei kleine Meilen von Dessau, an einem See. liegt die kleine
Stadt Wörlitz, mir einem der schönsten Gärten in Deutschland.
Er ist von sehr großem Umfange, vom See und einigen Kanälen
durchschnitten, ohne äußere Einzäunung, und sowohl durch das
daran liegende Schloß und sogenannte gothische Haus, mit man¬
chen Gemälden und Kunstsachcn, als besonders durch die herr¬
liche Baumvegetation ausgezeichnet. Viele kleine Spielereien mit
Ruinen und Tempeln entschuldigt der zur Zeit der Anlage herr¬
schende Geschmack. — Jenseits der Elbe, an der Ruthe, liegt
Zerbst, ehemalige Residenz einer anhaltischen Fürstenlinie, (die
Kaiserin Catharina II. war eine geborne Prinzessin von Anhalt-
Zerbst), mit einem Schlosse und 8000 Einw. Sie hat ein gutes
Gymnasium und ein Ober -Appellations- Gericht für alle anhalti-
schc und schwarzburgische Länder.
B. Das Herzogthum Cöthen liegt zerstreut zwischen
den übrigen anhaltischen Ländern und zählt auf 14s^M. 36000
Einw. Es hat meist vortrefflichen Ackerboden, ist durchaus eben
und wird von der Elbe, Saale und Fuhne bewässert. Getreide
und Obst werden reichlich gebaut; Holz fehlt beinahe gänzlich, da¬
gegen wird Braunkohle gefunden. Fabriken sind nicht vorhanden.
Die Hauptstadt Cöthen liegt am Bache Ziethe; sie hat ein altes
und lein neues Schloß mit einer Bibliothek und Gemäldesamm¬
lung, und 5500 Einw.
C. Das Herzogthum Bernburg. Es zerfällt in 2
getrennte Haupttheile: das untere Fürstenthum hat durchaus cber
nen, meist fruchtbaren Ackerboden und wird von der Elbe, Saale,
Wipper und Bode berührt. Das obere Fürstenthum liegt im Vor¬
derharze, ist daher gebirgig, hat herrliche Waldungen, Wild, und
Bergbau auf Silber, Kupfer, Blei, vorzüglich aber auf Eisen; eS
wird von der Selke durchflossen. Sämmtliche Besitzungen betra¬
gen 15*/2 □ M. mit 41000 Einw.
Die Hauptstadt Bern bürg, an der Saale, mit nahe an
6000 Einw., hae ein Schloß, eine Fayencefabrik, einen Eifers
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