Full text: Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln (Theil 2)

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VII. Deutschland. Oestreich, 
der ungrischen Provinzen längs des türkischen Gebietes, erstreckt; 
also vom adriatischen Meere bis an die Moldau. Es ist kaum 
möglich den Flächeninhalt dieser oft unbestimmten Gränze anzuge¬ 
ben: man schätzt ihn auf 8 bis 900 Q M. und die Bevölkerung 
auf nahe an 1 Million. Die Bewohner, meist Slaven, aber auch 
Magyaren und Deutsche, größtentheils griechische Christen, haben 
eine ganz militairische Verfassung. Jeder besitzt sein Familien- 
Grundstück erblich und hat außer einer unbedeutenden Grundsteuer 
keine Abgaben zu entrichten; dafür ist er zur Bewachung und Ver¬ 
theidigung der Gränze verpflichtet, gehört einem der Regimenter 
zu, in welche das Ganze getheilt ist, hat von Zeit zu Zeit einigen 
Dienst zu verrichten, wofür er Bekleidung und Bewaffnung erhalt, 
Sold aber nur, wenn er wirklich zum Kriege ausrückt. Eine Abthei¬ 
lung der Gränzer wird Tschaikisten genannt, weil sie inTschai- 
ken oder leichten bewaffneten Fahrzeugen die Fahrt auf der Donau, 
Theiß und Sau gegen die Räubereien der Tücken sichern. Diese 
Gränzer beschäftigen sich außer dem Dienste mir Ackerbau, Vreh- 
und Baumzucht und mit den wenigen Gewerben, die zum Haus¬ 
wesen nöthig sind. Fabriken, Künste, ja selbst die melsten Hand¬ 
werke sind hier unbekannt, und höchstens in den Städten, wo der 
Stab der Regimenter liegt, zu finden. Dafür ist aber der Gran¬ 
zer ein kühner und gewandter Soldat, und mehr als ein Mal ha¬ 
ben diese Diftricte dem Staate im Fall der Roth 100,000 M. ge¬ 
stellt ; in gewöhnlichen Zeiten sind nur etwa 45900 im Dienste. Die 
erste Entstehung dieser höchst merkwürdigen Verfassung fallt in die 
Mitte des 16ren Jahrh., wo sie sich aber nur üoer oie croatische 
Gränze erstreckte. Im 17ten ward sie auf die slavonische und 
ungrische, und erst 1764 und 66 auf Siebenbirgen ausgedehnt, 
wo sie überhaupt nicht so ausgebildet ist, als auf den übrigen Punk¬ 
ten, weil in Siebenbirgen die Gränzer meist mir den Provinzialen 
vermischt wohnen. Diese Einrichtung hat nicht allein der östrei¬ 
chischen Monarchie gegen die unruhigen und räuberischen Nach¬ 
barn, sondern ganz Europa wesentliche Dienste geleistet, indem sie 
durch strenge Bewachung der Gränze die so oft im türkischen Ge¬ 
biete wüthende Pest abgehalten hat. — Man theilt jetzt gewöhnlich 
die ganze Militairgränze in 4 Abtheilungen: die Croatische, die Sla¬ 
vonische, die Banat- oder Ungrische und die Siedenbirgische. 
Bedeutende Städte darf man hier nicht erwarten; die wich¬ 
tigsten sind, Peterwardein, eine Felsenfeftung am rechten Do¬ 
nau-Ufer mit 4000 deutschen Einw. Das gegenüberliegende 
Neusatz ist eine offene Kaufmannsstadt mit 1-000 Einw., em 
buntes Gemisch aller hiesigen Völkerschaften. Die starke Festung 
Semlin, unweit des Einflusses der Sau in die Donau, in ge- 
nnger Entfernung von der türkischen Festung Belgrad; sie ist der? 
Hauptplatz für den Handel mit der Türkei und zählt über 8000 
Ernw. Endlich die Festung Pancsova oder Pantsch ova, am 
EU'fluß des Temes in die Donau, mit 9000 Einw. 
Blanc Handd. U. S. Aufl. 14
	        
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