Full text: Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln (Theil 2)

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A. Europa. 
Soole feit einigen Jahren, so wie auch mehrere in und der der 
Stadt befindliche Eisenquellen, zu Heilbädern benutzt. — Die 
1094 gestiftete Friedrichs-Universität, welche seit 1817 mit der 
hierher verlegten Wittenbergischen vereinigt ist; sie besitzt einen 
schönen, in Neumarkt belegenen botanischen Garten nebst einer 
Sternwarte, eine ansehnliche Bibliothek und mehrere wissenschaft¬ 
liche Institute und Sammlungen. — In Glaucha liegt das 
berühmte Waisenhaus, oder vielmehr die Franckischen Stiftungen, 
welche durch den Prediger in Glaucha und Professor August Her¬ 
mann Francke, seit 1695, wo mit einer kleinen Armenschule der 
Anfang gemacht wurde, blos aus wohlthätigen Beiträgen von un¬ 
zähligen Personen aus allen Ländern, gegründet worden sind. 
Sie umfassen, außer dem eigentlichen Waisenhause, 2 höhere 
Schulanstalten, das Pädagogium und die lateinische Schule, mit 
welcher die ehemaligen 2 Stadtgvmnasien, das lutherische und re- 
formirte, vereinigt sind; eine Bürgerschule, eine Mädchenschule 
und mehrere Schulen für Arme. Eine Apotheke, eineVuchdrncke- 
rei und Buchhandlung, und die Anstalt, worin die sogenannten 
Hallischen Medicamento als Geheimnisie gefertigt werden, sind 
ebenfalls Theile dieser großen Stiftung. Mit dieser,Anstalt ist ver¬ 
bunden die berühmte, 1712 gegründete Cansteintsche Bibeldruckc- 
rei, in welcher die h. Schrift mit stehenbleibenden Lettern zu einem 
sehr geringen Preise gedruckt wird. Dem Stifter dieser Anstalten 
ist 1829, aus freiwilligen Beitragen und mit Unterstützung des 
Königs, in der Mitte der von ihm gegründeten Werke, eine eherne 
Statue errichtet worden. — Die ehemals blühenden Fabriken, 
Stärkenmacherci und Strumpfstrickerei, sind, besonders letztere, au¬ 
ßerordentlich herunter gekommen. In der Gegend werden unter 
andern auch viel Kümmel und Tuchmacherkarden gebaut. Die be¬ 
rühmten Leipziger Lerchen werden meistens von den Halloren im 
Stadtgebiete gefangen. — Eine kleine halbe Stunde nördlich 
von Halle liegen auf einem schroffen Felsen hart am Ufer der 
Saale, in dem gleichnamigen Dorfe, die Ruinen der ehemaligen 
Burg Gieb ich en st ein, welche im höchsten Alterthum erbaut, 
im 12 — 15ten Jahrh, oft die Residenz der Erzbischöfe von Mag¬ 
deburg war und von den Schweden 1633 zerstört ward. Der 
Sage nach soll Ludwig der Springer, Landgraf von Thüringen, 
sich gegen Ende des Ilten Jahrhunderts, durch einen Sprung 
aus einem Fenster der Burg in die Saale, aus der Gefangen¬ 
schaft gerettet haben. - Die Gegend von Halle ist außerordent¬ 
lich reich an Braunkohlen; auch Steinkohlen findet man 3 — 4 
Stunden von Halle bei Wettin ander Saale und bei Löbejün 
am Fuße des Petersberges, einer isolirten, 1200 F. hohen 
Porphyrkuppe, auf welcher schöne Ruinen eines ehemaligen Klo¬ 
sters sich befinden. Auch guter Porzellanthon wird in der Gegend 
von Halle gegraben.
	        
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