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VII. Deutschland. Preußen.
Wittenberg, am rechten Ufer der Elbe, über welche hier
eine sehr lange hölzerne Brücke führt, zahlt etwas über 7000
Einw. Dieser Wiege der deutschen Reformation, wo einst Luther
lebte und wo er in der jetzt neu verzierten Schloßkirche neben Me-
lanchthon ruht, hat die Noth der neuern Zeit in eine Haupt-
festung verwandelt, und die 1502 gestiftete Universität nach Halle
verdrängt. Dem großen Reformator ist am 31. Oct. 1821 eine
eherne Statue, welche auf einem Fußgestelle von Granit ruht und
mit einem gothischen Dache von Gußeisen überbaut ist, theils auf
Kosten des Königs, theils von den seit 1800 zu einem Denkmahle
Luthers gesammelten Geldern, auf dem Platze vor der Schlo߬
kirche errichtet worden. — Südlich von Wittenberg liegt an der
Elbe der Ort War ten bürg, wo am 3. Oct. 1813 der General
Pork den Uebergang über den Fluß erzwang.
Die starke Festung Torgau, am linken Elbufer, mit dem
Fort Zinna, zählt etwa 7000 Einw. In der Nähe siegte Frie¬
drich II. 1760. Einige Meilen oberhalb liegt an der Eibe Mühl¬
berg, wo 1547 Carl V. den Kurfürsten von Sachsen Johann
Friedrich besiegte und gefangen nahm.
Zwei Stunden südlich von Halle, am linken Ufer der Saale,
liegt Merseburg, der Sitz der Regierung, mit einem Schlosse
und einer schönen Domkirche, in welcher man die Hand Ru¬
dolphs von Schwaben, des Gegenkaisers Heinrichs IV ., und
mehrere Gemälde von Lukas Kranach sieht. Die Stadt hat etwa
8000 Einw.
Naumburg, in einer reizenden Gegend, unweit der mit
der Unstrut sich vereinigenden Saale, mit beinahe 16000 Einw.
Sie ist wohlgebaut und treibt ansehnlichen Handel, hat auch jähr¬
lich 2 Messen. Die Domkirche ist ein ausgezeichnet schönes Ge¬
bäude. 1 Stunde von Naumburg, nahe bei dem schön an der
Saale gelegenen Orte Kosen, wo eine Saline, liegt ganz ein¬
sam die berühmte sogenannte Fürstenschule, Schul-Pforte,
welche 1543 an der Stelle eines Klosters gestiftet ward. In der
Gegend von Naumburg wächst erträglicher Wein. — Zwischen
Naumburg und Merseburg liegt an der Saale die Saline Dür¬
renberge. Rechts von der Saale der Ort Lützen, in dessen
Nähe Gustav Adolph 1632 siegte und fiel, und am 2. Mai 1813
die Franzosen einen höchst unvollkommenen Sieg errangen; eine
eiserne Pyramide bezeichnet das Schlachtfeld bei Groß-Göt-
scheu, und wahrscheinlich wird sich auch bald ein Denkmahl an der
Stelle erheben, wo Gustav Adolph starb; bis jetzt ist sie nur durch
einen rohen Stein bezeichnet. Links von der Saale beim Dorfe
Roßbach besiegte Friedrich II. 1757 die Franzosen; auch hier
bezeichnet eine 1814 errichtete Denksäule das Schlachtfeld.
Die Stadt Eisleben, deren Einwohner, an 7000, zum
Theil von den benachbarten Kupferbergwerken leben, ist der Ge-