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Leibern; aber alle danken Gott und freuen sich Gottes. — Unser
Vater im Himmel, geheiligt werde dein Name!" ' Klopstock.
Sternhelle Nacht.
1. Gottes Pracht am Himmelsbogen ist in Sternen aufgezogen! Welch ein
heilig stilles Chor! Daß das Herz Dir großer werde, blicke von der kleinen Erde
zu dem ew'gcn Glanz empor!
2. Kannst Du noch Dein Auge senken? Deines armen Lebens denken, und was
irdisch Dich betrübt? Der den Flammenkranz gewunden, hat Dich seiner werth ge¬
funden, ist ein Vater, der Dich liebt.
3. Aus der Sterne Millionen, aus den glanzerfnllten Zonen hat er seinen
Thron erbaut, seiner Welten lichte Heere, seiner Sonnen Flammenmeere wandeln,
wo sein Auge schaut I
4. Seine Liebe spricht den Segen, daß auf ihren ew'gen Wegen nie sein Auge
sie vergißt. Allem Dasein, allem Leben hat er diesen Trost gegeben: Halleluja,
daß Du bist!
34. Das Fernrohr.
I.
Währeud der Abeudmahlzeit war die Nacht eingetreten, und der
Mond glanzte im ersten Viertel — als man aufstand — freundlich
am Himmel. Die Majorin freute sich des Anblicks des stillen Mon¬
des und der funkelnden Sterne am wolkenlosen Himmel und sagte zu
ihrem Geistlichen: „Vor einigen Wochen glaubte ich nicht, diesen An¬
blick noch einmal zu haben." Dieser antwortete: „So würden Sie
jetzt den Himmel von einem schönern Sterne aus sehen."
Damit ging er aus sein Zimmer und brachte ein schönes Fern¬
rohr mit, das er auch aus Reisen bei sich führte, weil er ein großer
Freund der Sternkunde war und daher oft scherzweise sagte: Zwei
Schriften lese ich am liebsten, die heilige Schrift'und die Sternen-
schrift. Er richtete das Rohr auf den Mond und lud Augusten ein,
den Mond zu betrachten. Diese, welche den Mond noch nie durch
ein Fernrohr betrachtet hatte, wurde durch den Anblick sehr überrascht.
„Da sieht man ja," rief sie aus, „mit eignen Augen, daß der
Mond keine Scheibe, sondern eine Kugel ist und daß er große Berge
hat! O, wie wundervoll, daß man die Berge im Monde erkennen
kann!"
Pfarrer. Lassen Sie sich das nicht befremden! In noch größe¬
ren Fernröhren stellen sich die Berge und die Thäler des Mondes so
deutlich dar, daß man vom Monde eben so gut Landkarten hat, wie
von der Erde. Denn er ist unter allen Welten die, welche uns am
nächsten ist. Die Fläche des Mondes ist Vis der Oberfläche der Erde.
Seine Entfernung von der Erde beträgt eine Kleinigkeit, 50,000
Meilen.
Auguste. Eine Kleinigkeit? — Ich dachte, das wäre schrecklich
weit.^ Denken Sie doch! Unsere schnellsten Damvfschiffe fahren strom¬
abwärts etwa zwei Meilen in einer Stunde; ein Dampfschiff; das Tag
und Nacht fortginge, brauchte daher 25,000 Stunden, um uns in den
Mond zu bringen.
Lesebuch iu Lebensbildern. 4. Aufl.
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