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„Dieser Knabe beschämt mich; ich habe immer noch unnöthige
Dinge bei mir. “
§ 3. Von der Zeit an trank er nur noch aus der Hand.
Cnrtman,
78. Treue Vaterliebe
§. 1. Ein junger, verheirateter Bauer wurde wegen eines
grossen Verbrechens verurteilt, vier Jahre lang zu schanzen.
8- 2 Sein Vater, der noch ziemlich rüstig war, ging auf das
Gerichtshaus und erbot sich, dass er die Strafe für seinen Sohn
übernehmen wollte.
§. 3 Ich habe noch Kräfte genug, sagte er, um vier Jahre
zu arbeiten.
8- 4. Sterbe ich dann, so ist Alles vorbei.
8 5 Mein Sohn hingegen müsste die Schande noch viele Jahre
lang tragen und seine armen, unschuldigen Kinder würden auch
darunter leiden.
8 6. Wenn er verschont bleibt, so kann er sich bessern, die
vier Jahre über seine Güter wohl bebauen und noch lange ein
braver Mann sein.
8 7. Damit ist den Kindern und der Welt mehr gedient, als
mit mir alten Manne; denn das Unglück meines Sohnes würde mich
doch bald unter die Erde bringen.
8 8. Der Beamte stellte ihm vor, er könne den Unschuldigen
nicht statt des Schuldigen strafen.
8 9. Aber der alte Mann sagte, Vater und Sohn wären eins.
8 10. „Euer Sohn würde das nicht thun.“ meinte der Beamte.
8 11. Da sagte der Alte: „Darum ist er mein Sohn und nicht
alt genug, um Alles recht einzusehen.“
8 12. Der Beamte berichtete die Sache an die Begierung,
und der junge Bauer wurde seines treuen Vaters wegen begnadigt
und freigelassen. Pustk, Glanzow.
79. Die halb gefüllte Flasche im Wappen.
8 1. Die Familie des angesehenen Kaufmanns F. in Flens¬
burg trägt in ihrem Wappen eine halb gefüllte Flasche, die einem
seltenen Edelmuth ihres Urgrossvaters ihre Aufnahme verdanken soll.
8 2. Dieser hatte nämlich in einem der häutigen Kriege
zwischen Schweden und seinem Vaterlande, in einer für die Dänen
siegreichen Schlacht, als gemeiner Soldat gefochten.
8 3 Nach dem Siege wurde der alte F. auf einen Wacht¬
posten gestellt und konnte daher für seinen brennenden Durst nur
mühsam eine Flasche Bier erhalten.
8 4. Als er diese eben an den durstigen Mund gesetzt,
um sich zu laben, ertönt nicht weit von ihm der bittende Bus
eines Schweden, der, beider Beine beraubt, sehnsüchtig um einen
Trunk bat.