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rich II. Tode wählten die Fürsten den ältesten Sohn desselben, Kon¬
rad IV., der aber bald an Gift starb. Sein minderjähriger Sohn,
Konradin, der rechtmäßige Erbe Neapels und Sictliens, wurde
in Deutschland erzogen. Der Papst aber bewog unterdessen den fran¬
zösischen Prinzen, Karl von Anjou, jene Länder als Lehen von ihm
zu übernehmen. Konradin wollte als Jüngling seine Rechte aus die¬
selben geltend machen und erschien mit einem Heere in Italien, ward
aber der Gefangene Karls von Anjou und auf dessen Befehl zu Neapel
öffentlich hingerichtet (1268). Mit ihm starben sein Freund Fried¬
rich von Baden und viele andere Deutsche desselben Todes. Dieß
war das Ende des hohenstaufischen Hauses.
Nach Konrad IV. Tode wollte kein deutscher Fürst die deutsche
Königwürde annehmen. Mehrere ausländische Fürsten, die gewählt
worden waren, führten nur den deutschen Königstitel, ohne sich Biel
um das Land zu bekümmern. Deutschland hatte daher von dem Tode
Friedrich II. an so gut als gar kein Oberhaupt, weßhalb man diese
Zeit bis zur nächsten Wahl das große Zwischen re ich nennt. Un¬
ordnung und gegenseitige Befehdung erreichten während desselben einen
hohen Grad im deutschen Reiche (1250 — 1273).
133. Rudolph von Habsburg (1273 bis 1291).
1.
Auf einer anmuthigen, waldumsäumten Anhöhe des Kantons
Aargau, an deren Fuße die reißende Aar ihr Wasser dahin wälzt,
steht das Gemäuer einer alten Burg, unscheinbar und verwittert: es
ist die Habs bürg, das Stammschloß eines der trefflichsten Fürsten der
deutschen Nation, Rudolphs v. Habs bürg, des Begründers der
jetzigen österreichischen Herrscherfamilie. In seinen jüngeren Jahren war
Rudolph ein kecker, oft übermüthiger Jüngling. Nach Art des dama¬
ligen Adels liebte er Fehden über Alles. Gab's zu Haus keinen Krieg,
so zog er in die Fremde, und der Ruhm seiner Tapferkeit war so wett
gedrungen, daß selbst der König von Böhmen ihn einladen ließ, an
einem Kampfe gegen die Ungarn Theil zu nehmen, was denn auch
Rudolph freudig und mit gutem Erfolge that. Auch die Bürger der
Stadt Zürich wandten sich ait ihn und machten ihn zu ihrem Schirm¬
hauptmann, weil der Freiherr von Regensburg Böses gegen sie im
Schilde führte und sie mit seinen Burgen wie mit einem Garn um¬
stellet hatte. Rudolph übernahm dieß Amt gerne und züchtigte den
stolzen Freiherrn für seinen Uebermuth so, daß er zuletzt noch froh
sein mußte, als Bürger von Zürich sein Leben in Ruhe beschließen zu
können. Durch mannigfache Lcst hatte Rudolph all' seine Burgen ein¬
genommen. Nur von einer soll erzählt werden.
In einer Entfernung von nicht mehr als einer halben Stunde
von Zürtch erhebt sich der schroffe Utoberg, und auf seiner Krone
schaute weit in's Land hinaus die feste Uetliburg. Bon hieraus
machte Leuthold von Regensburg öfter Streiszüge in die unten