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so werden die Hinterbliebenen von Gott und guten Menschen nicht
verlassen werden. Vielen Menschen aber wird die Schreckensgeschichte
eine Warnung sein, beim Gewitter unter Bäumen Schutz zu suchen.
In meinem nächsten Briefe hoffe ich Freudigeres berichten zu
können. Herzlich grüßt Dich
Dein Christian.
M-, den . . August 18 . .
Geliebte Eltern!
Mit gerührtem Herzen erinnere ich mich an dem heutigen Tage
an die vielen und großen Wohlthaten, die Ihr mir von meiner Ge¬
burt an bis jetzt erzeugt habet. Auch in dem verflossenen Jahr nahmt
Ihr Euch meiner mit treuer Vater- und Mutterliebe an und sorgtet
für mein Wohlsein. Euch verdanke ich nächst Gott Alles, was ich
bin und habe, meine Erziehung und Bildung. — Möge Euch der
liebe Gott vergelten, was Ihr an mir thut und Euch jede Freude
des Lebens schenken, die Ihr wünschet und die Euch wahrhaft heil¬
sam ist. Mir soll es heilige Pflicht sein, auch in dem neuangetrete¬
nen Jahre Euch durch Folgsamkeit und Fleiß viel' Freude zu machen.
Dann darf ich auch hoffen,' daß Ihr fortfahren werdet, mich zu liebeu
und für mich zu sorgen.
Ewig werde ich sein
Euer
dankbarer Sohn
Ernst.
Reinheim, den 10. Januar 18 . .
89.
Meine liebe, gute Mutter!
O, könnte ich doch heute in Ihr liebes, freundliches Auge
schauen, um Ihnen sagen zu können, mit welcher Freude ich den Tag
begrüße, der mir eine so zärtliche Mutter gegeben hat und mich ganz
besonders daran erinert, wie viel Liebe 'und wie vielen Dank ich
Ihnen schuldig bin. Sie waren so liebevoll für mich besorgt, haben
so manche Entbehrungen erduldet, um nur mein Wohlergehen zu be¬
gründen. Es ist mir nicht möglich, die Gefühle meiner Liebe und
meines Dankes in ihrer ganzen Größe durch Worte auszudrücken.
Nur wünschen kann ich und meine Gebete für Sie, geliebte Mutter,
zum lieben Gott emporsteigen lassen. Möge der Allgütige Sie mir
noch recht viele Jahre in ungestörtem Wohlsein erhalten; möge er in
dem neuangetretenen Lebensjahre und Ihr ganzes Leben hindurch sei¬
nen Segen im reichsten Maße über Sie ausschütten!
Mein eifriges Bestreben wird immer dahin gerichtet sein, ihnen
durch Fleiß, Gehorsam und ein sittsames Betragen reckt viele Freude
zu machen und mich Ihrer zärtlichen Liebe immer würdiger zu er¬
weisen.