Ostafrikanische Karawanen.
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9. Die ostafrikanischen Karawanen.
Die Wege in Ostafrika und deren Beschwerlichkeiten. — Die Träger-Karawanen
im Innern. — Charakteristik des Pagazi. — Eine Unyamwezi-Karawane. —
Eine Suaheli-Karawane.
Gebahnte und geebnete Wege, durch Arbeit und Kunst herge-
stellte Straßen sind in Ostafrika durchaus unbekannt. Man hat nur
schmale Pfade, die wenige Spannen breit durch den Fuß der
Menschen und Tiere in den Boden getreten werden. Während der
Regenzeit verschwindet ein solcher Pfad, „er stirbt aus", wie die
Afrikaner fagen, indem er von Gras überwuchert wird. In den
Wüsten und offenen Gegenden laufen oft mehrere solcher Pfade
neben einander her; in Buschwäldern sind sie eigentlich nur Gänge,
Tunnels unter Dornen und Baumzweigen, und der Träger hat große
Not, mit seiner Ladung hindurch zu kommen. In angebauten Ge-
genden findet man sie zuweilen durch eine Art von Hecken, Baum-
stämme, die querüber gelegt werden, und dann und wann durch
eine Art Pfahlwerk versperrt. Etwa ein Fünftel der Wegstrecke muß
man in offenen Gegenden auf die Krümmungen rechnen, auf anderen
Strecken manchmal zwei Fünftel oder die Hälfte. In Uzaramo und
Khutu gehen die Wege durch hohes Gras, das nach Regengüssen
sich niederlegt und in der trockenen Jahreszeit versengt am Boden
liegt. Andere Pfade ziehen die bestellten Felder entlang, oder
durch Flüsse, deren Wasser dem Wanderer zuweilen bis an den Leib
und an die Brust reicht, durch Moräste oder tiefe Wasserlöcher. In
Usagara ist das Erklimmen der Bergstufen ungemein schwierig,
wegen der tiefen Betten trocken liegender oder naffer Gießbäche,
steiler Anhöhen, die wie Leitern ansteigen und an denen der Fuß
auf Steingeröll oder verflochtenen Wurzeln ausgleitet; dort müssen
die Esel allemal entlastet werden.
Nicht minder unangenehm und beschwerlich sind solche Wege,
welche an den Ufern der zahlreichen Flußbette und durch Dornen-
gestrüpp am Fuße der Hügel hinlaufen. Von Usagara bis zum
Baringo-See und Victoria-Njansa zweimal durchzogen. Vom Kilima-Ndjaro
<17 000') an durchwanderte er eine Reihe von Bergketten von 6 500—13 000'
Höhe, in beständiger Lebensgefahr. Möchte der kühne Engländer, der bis zum
Alter von 26 Jahren bereits drei Forschungsreisen in das Innere von Afrika
unternommen hatte, unter uns Deutschen recht viele Nachahmer finden. Das vor-
trefflich übersetzte Werk ist reich an interessanten ethnographischen, geologischen
und botanischen Einzelnheiten und vorzüglich illustriert. B.
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