Full text: Deutsches Lesebuch (Theil 2)

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dingten Gehorsams ablegen und sich gänzlich dein Dienste 
der Pilger widmen. Von ihren spätern Aufenthaltsörtern 
heißen die Johanniter auch Rho di ser- und Malthcser- 
ritter. 
Bald nach der Eroberung von Jerusalem vereinigten sich 
neun Kreuzritter zum Schutze der Pilger, die oft von den 
Türken geplündert oder wohl gar ermordet wurden. Sie 
gelobten daher, die Pilger, welche ihren Schutz ansprachen, 
sicher zu geleiten, und auch überdieß gegen die Ungläubigen 
zu fechten. Diese Verbindung fand vielen Beifall, und 
mehrere andere Ritter traten der ersten Verbindung bei. 
Nlm sehten sie bestimmte Regeln, hinsichtlich ihrer Lebens¬ 
weise fest, und nahmen ebenfalls, wie die Johanniter, dabei 
die Mönchsorden zum Vorbilde. Um sich ganz dem Dienste 
der Pilger und dem Kampfe für den christlichen Glauben 
widmen zu können, entsagten sie dem ehelichen Leben, wie 
der Erwerbung von Gütern, und gelobten ihrem Großmei¬ 
ster einen linbedingten Gehorsam. Die einzelnen Vorschrif¬ 
ten und Regeln waren sehr strenge, auch war man sehr vor¬ 
sichtig tind genau bei der Aufnahrne neuer Ritter, damit 
kein Unwürdiger Eintritt in den Orden gewann. Der König 
Balduin räumte ihnen einen Theil seines Palastes, der dicht 
neben dem ehemaligen salomonischen Tempel lag, ein, und von 
dieser Wohnung nannten sie sich Ritter des Tempels, 
Tempelherren oder Templer. Sie trugen ein weißes 
Ordenskleid mit einem rothen Kreuze. Der Ruf von der 
Frömmigkeit und Tapferkeit der Tempelherren, wie von ihrem 
wohlthätigen lind heilsamen Zwecke, veranlaßte ein schnelles 
und herrliches Aufblühen dieses Ordens. Viele Ritter traten 
demselben bei; reiche Pilger, welche durch sie geleitet und 
beschützt worden waren, machten ihnen reiche Geschenke, und 
auch andere Leute linterstützten die Zwecke des Ordens 
durch Gaben lind Vermächtnisse. So gelangte der Orden 
bald zu großem Ansehn und bedeutenden Besitzungen, die 
größtentheils in Frankreich lagen. Die Einkünfte derselben 
benutzten sie zu ihren wohlthätigen Zwecken, wie allch zum 
kräftigern Streite gegen die Ungläubigen. Späterhin wllrde 
dieser Reichthum dem Orden aber verderblich. Er reizte 
die Habgier des französischen Königs Philipp des Schönen, 
der den Orden beim Papste, als abscheulicher Laster schuldig, 
verklagte, und die Aushebung desselben erzwang. Darauf 
wurden in Frankreich 54 Tempelherren mit ihrem Groß-
	        
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