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dingten Gehorsams ablegen und sich gänzlich dein Dienste
der Pilger widmen. Von ihren spätern Aufenthaltsörtern
heißen die Johanniter auch Rho di ser- und Malthcser-
ritter.
Bald nach der Eroberung von Jerusalem vereinigten sich
neun Kreuzritter zum Schutze der Pilger, die oft von den
Türken geplündert oder wohl gar ermordet wurden. Sie
gelobten daher, die Pilger, welche ihren Schutz ansprachen,
sicher zu geleiten, und auch überdieß gegen die Ungläubigen
zu fechten. Diese Verbindung fand vielen Beifall, und
mehrere andere Ritter traten der ersten Verbindung bei.
Nlm sehten sie bestimmte Regeln, hinsichtlich ihrer Lebens¬
weise fest, und nahmen ebenfalls, wie die Johanniter, dabei
die Mönchsorden zum Vorbilde. Um sich ganz dem Dienste
der Pilger und dem Kampfe für den christlichen Glauben
widmen zu können, entsagten sie dem ehelichen Leben, wie
der Erwerbung von Gütern, und gelobten ihrem Großmei¬
ster einen linbedingten Gehorsam. Die einzelnen Vorschrif¬
ten und Regeln waren sehr strenge, auch war man sehr vor¬
sichtig tind genau bei der Aufnahrne neuer Ritter, damit
kein Unwürdiger Eintritt in den Orden gewann. Der König
Balduin räumte ihnen einen Theil seines Palastes, der dicht
neben dem ehemaligen salomonischen Tempel lag, ein, und von
dieser Wohnung nannten sie sich Ritter des Tempels,
Tempelherren oder Templer. Sie trugen ein weißes
Ordenskleid mit einem rothen Kreuze. Der Ruf von der
Frömmigkeit und Tapferkeit der Tempelherren, wie von ihrem
wohlthätigen lind heilsamen Zwecke, veranlaßte ein schnelles
und herrliches Aufblühen dieses Ordens. Viele Ritter traten
demselben bei; reiche Pilger, welche durch sie geleitet und
beschützt worden waren, machten ihnen reiche Geschenke, und
auch andere Leute linterstützten die Zwecke des Ordens
durch Gaben lind Vermächtnisse. So gelangte der Orden
bald zu großem Ansehn und bedeutenden Besitzungen, die
größtentheils in Frankreich lagen. Die Einkünfte derselben
benutzten sie zu ihren wohlthätigen Zwecken, wie allch zum
kräftigern Streite gegen die Ungläubigen. Späterhin wllrde
dieser Reichthum dem Orden aber verderblich. Er reizte
die Habgier des französischen Königs Philipp des Schönen,
der den Orden beim Papste, als abscheulicher Laster schuldig,
verklagte, und die Aushebung desselben erzwang. Darauf
wurden in Frankreich 54 Tempelherren mit ihrem Groß-