Full text: Deutsches Lesebuch (Theil 2)

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ncn Söhnen und Anverwandten gerüstet im Felde stehen, 
da er wohl denken konnte, daß der tiefgekränkte Ottokar 
nicht ruhig bleiben werde. Seine Vermuthung traf auch 
ein. Bald rückte der König von neuem aus, um Oestreich 
wieder zu erobern, aber Rudolph, verstärkt durch östreichische 
und steiermärkische Ritter und Adlige, die Ottokars strenges 
Regiment haßten, rückte ihm entgegen, und es kam 1278 zu 
einem heftigen Kampfe auf dem Marchfelde unweit Wien. 
Ottokars Heer ward nicht allein geschlagen, sondern er selbst 
verlor dabei sein Leben; aber auch Rudolph war in Lebens¬ 
gefahr gewesen, denit, während er sich gegen einen böhmischen 
Ritter vertheidigte, ward sein Pferd von einem anderen er¬ 
stochen, und kaum konnte er sich, auf der Erde liegend, mit 
seinem Schilde gegen das Zertreten schützen, bis man ihm zur 
Hülfe eilte. Auf diese tapfre Weise hatte Rudolph Oestreich 
dem deutschen Reiche erkämpft. Mit Bewilligung der großen 
deutschen Fürsten belehnte er nun seinen Sohn Albrecht 
mit den östreichischen Landen, und ward dadurch der Stif¬ 
ter der mächtigen östreichischen Vdonarchie. Böhmen behiel¬ 
ten die Kinder Ottokars. Nach Italien zog Rudolph nicht, 
um sich förmlich zum Kaiser krönen zu lassen. Er verglich 
dieses Land mit der Höhle des Löwen, in welche zwar die 
Spuren vieler Thiere hineingingen, aber nur wenige sähe 
man wieder herausführen. Dafür sorgte er fortwährend für 
die innere Sicherheit und Ruhe Deutschlands, und erwarb 
sich durch strenge Gerechtigkeit, aber auch durch ein leutseliges, 
freundliches und einfaches, weit von allem Stolz entferntes 
Wesen die Liebe der Fürsten und des Volkes. Seine Red¬ 
lichkeit ward zum Sprichworte, indem man von jemand, dem 
man nicht recht traute, jagte, er besäße Rudolphs Nedlichkett 
nicht. Er starb 1292 im 74. Jahre seines Lebens. 
14. 
Der Schweizerbund. 
Die Schweizer, ein durch Sprache und Sitten dem Deut¬ 
schen verwandtes Volk, bewohnten seit der Völkerwanderung 
die schönen Thaler der Alpen, zwischen Frankreich, Italien 
und Deutjchlaud. Mit großer Mühe rodeten sie Wälder aus.
	        
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