Full text: Lehr- und Lesebuch für Elementarschulen oder Stoff aus der Natur und dem Menschenleben in steter Beziehung auf Gott, zur Bildung des Geistes und Herzens ; zum Besten der Hamburgischen Warteschulen

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besser aufzufangen und in den Gehör gang zu führen. 
Der Gehörgang ist mit einer gelben, klebrigen Feuchtigkeit 
(das Ohrenschmalz) versehen, welche ihn schlüpfrig erhält 
und vordem Eindringen kleiner Thiere bewahrt; an seinem 
Ende befindet sich ein dünnes, sehr reizbares Häutchen, das 
Trommelfell, welches durch den eindringenden Schall 
angeregt wird; hinter diesem liegt die Trommelhöhle (Pauke) 
mit vier sehr kleinen Knochen, wovon der eine (der 
Hammer) aus dem Trommelfell liegt und den Schall weiter 
ins Innere, in einen vielfach gewundenen Gang bringt, das 
Labyrinth (Jrrgang) genannt, der mit Wasser und Nerven 
angefüllt ist, und durch letztere den Eindruck ins Gehirn 
fortpflanzt. Merkwürdig ist cs, daß wir mit zwei Ohren 
nur einfach hören, wie mit zwei Augen nur einfach sehen, 
wahrscheinlich: weil die Nerven sich vereinigen und zu glei¬ 
cher Zeit gereizt werden. — Durch das Gehör haben wir 
Empfindungen von Tönen, die nach Stärke und Feinheit, 
Höhe und Tiefe sehr verschieden sind, und vom Schall, z. B. 
vom Rauschen, Knarren, Pfeifen, Klirren, Zischen, 
Brummen, Donnern, Säuseln. Wie viel Vergnügen macht 
uns nicht Musik und Gesang! Das Gehör, in Verbindung 
mit den Sprachwerkzeugen, setzt uns in den Stand, andern 
Menschen unsere Gedanken und Empfindungen mitzutheilen 
und die ihrigen zu vernehmen, uns mit ihnen unterhalten, 
uns belehren zu lassen und andere zu belehren. Das Ohr 
ist Tag und Nacht unser Wächter; es hört bei Tage und 
bei Nacht nicht blos in der Nähe, sondern auch in der Ferne, 
selbst wenn Häuser und Wände zwischen uns und dem 
Schalle sind, während das Auge nur in gerader Linie wirkt; 
es unterscheidet eine Menge Töne in einer Rede oder einem 
Concerte zugleich; daher ist es ein großes Unglück, taub zu 
sein. Man muß sich daher hüten, vor heftigem Knall, 
starkem Hämmern, vor Schlagen oder Fallen auf den Kopf, 
und das Ohr rein halten. Die Wilden in Nord-Amerika 
legen sich mit dem Ohr auf die Erde und hören Fußtritte 
in weiter Entfernung. 
(Tönend, lautlos, klanglos. Gebt mir Töne an, welche 
der Mensch hervorbringt! Z. D. das kleine Kind lallt, die 
Mutter jammert, der Kranke stöhnt rc.; Töne, welche die Thiere 
hervorbringen! Z. B. der Hund bellt, der Storch klappert rc.; 
Töne, welche leblose Dinge, z. B. der Bach, das Wasser, der 
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